Hallo czietz,
hallo Arthur,
zu Euren Beiträgen übers Lötwerkzeug: Es ist schon lustig, Eure Beiträge lesen sich wie das, was ich den Jungs im 1zu160 Modellbahnforum immer wieder vorbete, wenn da wieder mal drüber philosopiert wird, wie toll sich doch mit der "5W Lötnadel" oder dem ungeregelten 15W Kolben arbeiten lässt.
Ich selber habe hier zu Hause von Selektra einen ungeregelten Lötkolben mit m. W. ca. 15W, von Weller eine alte Magnastat die ich eigentlich mal für einen Freund repariert hatte, eine W-HPL Reparaturstation mit Heizplatte und eine METCAL 5000.
Der Selektra war einfach nur ein Krampf. Die Spitzen ständig kaputt, weil das Ding ungeregelt ohne Last halt immer zu heiß war, und für Arbeiten an größeren Bauteilen war die Leistung viel zu gering.
Die beiden Weller haben jeweils 50W und eine mehr oder weniger indirekte Heizung, die die Spitze vom hinteren Teil her beheizt. Mit der Umrüstung auf die neuen, kurzen Spitzen sitzt im Heizelement dann nur noch ein kurzer "Stummel", auf den wird von vorne die neue Spitze aufgepresst. Also neben dem Spalt Heizung/Spitze noch ein Übergang mehr.
Die METCAL hat eine HF-Heizung direkt in der Spitze, d. h. das Heizelement ist Bestandteil der Spitze und sitzt sehr weit vorne. Die Regelung erfolgt über den Curie-Punkt des Heizelements, also ähnlich wie bei Magnastat, nur dass hier kein Magnetschalter ausgelöst wird, sondern die HF-Speisung beeinflusst wird. Die METCAL hat - wie die meisten modernen Stationen für bleifreie Arbeiten, 80W.
Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Zum einen dauert es schon mal ewig (rd. eine Minute), bis die alte Magnastat überhaupt Arbeitstemperatur hat. Bei der elektronisch geregelten W-HPL geht es marginal schneller. Die METCAL ist in ca. 2..3s heiß.
Das ist auch insofern wichtig, weil die METCAL als modernes Gerät den Kolben in der Ablage herunterregelt. Das bleifreie Lot geht mächtig auf die Standzeit der Spitzen. Ohne Standby wären die nach kurzer Zeit hinüber.
Wenn Leistung abverlangt wird, brechen die Weller 50W Kolben gnadenlos ein. Als ich bei meiner alten Ackermann TK-Anlage mal das Netzteil überarbeitet habe, mussten da auch Kühlkörper ausgelötet werden (die saßen in massiven Masseflächen ohne Wärmefalle). Mit beiden Weller ein aussichtsloses Unterfangen. Mit der METCAL hat es ein paar Sekunden gedauert, war das Lot flüssig und der Kühlkörper draußen. Man merkt hier einfach, dass die Heizung und Temperaturerfassung sehr nahe an der Spitze passieren, und dass auch ordentlich Leistung mit sehr guter Wärmekopplung dort ankommt. Wie gesagt, bei einer umgerüsteten Weller geht das über zwei Wärmebarrieren.
Die 400°C sind übrigens eine normale Arbeitstemperatur - m. W. hat meine Magnastat standardmäßig 400°C Spitzen, und bei METCAL ist es die 1xx-er Kartuschen-Serie, die Standard ist (
http://www.okinternational.com/File%20Library/Metcal/Products/Know-More-about-our-Tip-Temperature-Doc.pdf).
Im Reflow-Prozess in unserer Fertigung sind es nur 270°C für wenige Sekunden, das geht aber nur, weil die gesamte Platine in den kälteren Zonen vorgeheizt wird und auch beim Durchlaufen der heißesten Zone von unten beheizt bleibt. Beim Handbestücken heizt Du dagegen von Zimmertemperatur auf. Außerdem hast Du noch einen gewissen Wärmewiderstand zwischen der Heizung und der Spitze und daher ein entsprechendes Temperaturgefälle, speziell unter thermischer Last.
Für Lötungen mit Bleilot verwende ich die Weller Stationen, speziell die W-HPL, nach wie vor. Alleine schon, weil ich bei Bastelprojekten oft mit beiden Lot-Arten konfrontiert bin. Bei älteren Loks sind die Platinen oft noch mit Blei verarbeitet, Decoder aus aktueller Fertigung dagegen immer bleifrei.
Da man die Lote nicht mischen darf, sind dann METCAL und W-HPL an.
Was ich mir noch zugelegt habe (für bleifreie Arbeiten m. E. kaum verzichtbar) sind Flussmittelstifte (z. B.
http://www.dpv-elektronik.de/shop/DPV-7/ESD-344/EPA-1270) und ein sog. "No Clean" Flussmittel, also, eins, das nicht korrosiv ist und auf der Platine verbleiben darf. Damit sind dann auch widerspenstige Flächen z. B. bei älteren Platinen schnell verarbeitet.
Für die Spitzenreinigung habe ich noch neben dem üblichen Schwämmchen Messing-Wolle zum Reinigen. Für hartnäckige Fälle dann noch eine Kombination aus Salmiak-Pulver, Lot-Pulver und Fluss mittel (Stannol Tippy - gibt es bleifrei und bleihaltig).
Die METCAL Station war mit über 400€ sicherlich nicht billig, aber diese Ausgabe habe ich nicht bereut, das war wirklich gut angelegtes Geld. Dafür habe ich dann halt drei Loks weniger in der Sammlung...
Andere Mütter haben ja auch schöne Töchter, dem Vernehmen nach sollen auch die Profi-Stationen von JBC sehr gut sein.
Viele Grüße,
Torsten