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Warum ging Atari eigentlich pleite???

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JoeKinxDSA:
Hi,
bin ja ziemlich neu, und das interessiert mich. Wisst ihr was davon??

dango

Jojo

Ps: Was wäre, wenn Wondows gepleitet wäre, und es Atari jetzt noch gäbe??Philosophiert doch mal.
Oder gibts das schon??

joebar:
Hehe...das wird ein spannender Thread.....da haben sich schon viele ausgelassen.

Ich eröffne mal mit dieser gewagten These:
"Weil der Boss Idek Tramielski hiess und seine debilen Söhne in die Firmenleitung 'eingesetzt' wurden?!?"  ;D

webmaster:
Hi,

zuerst mal muß man wissen, daß Atari schonmal pleite war - 1984 nach dem großen Videospiele-Crash. Im selben Jahr wurde Atari vom Commodore-Gründer Jack Tramiel übernommen. Massenentlassungen (von 700 Verwaltungsangestellten blieben noch 15 übrig!), massive Preissenkungen (Atari 800 XL für 648,- DM) und Produkt-Neuentwicklungen (Atari ST) waren die Folge - auch weil Tramiel sich an Commodore rächen wollte.

Der erneute Niedergang Atari's kündigte sich sehr leise 1989 an. Atari hatte mit immer größeren Lieferschwierigkeiten zu kämpfen (Mega ST 1 und 1040 STE) und versäumte es, Werbung für neue Produkte zu machen (LYNX). Dazu kommen noch Hinhaltungen und leere Verprechungen gegenüber der Händler (Lieferzeit des TT). Die PC-Serie floppte, und der GameBoy hatte den Lynx sehr schnell in Sachen Verkaufszahlen überholt.

1991 folgte der Mega STE und ein Notebook namens ST-BOOK (nur 1000x gebaut) - auch diese Produkte hatten unter dem Mißmanagement der Tramiels zu leiden. 1992 der letzte Computer: der FALCON - massive Lieferschwierigkeiten (500 ausgelieferte Falcon für ganz Europa in 1 Woche sind einfach zu wenig). Er wurde relativ schnell (Ende 93) eingestampft - und Atari zog sich vollständig vom Computermarkt zurück und konzentrierte sich nur noch auf den JAGUAR.

Auf dem Rest des Computermarktes sah es so aus: Commodore siechte dahin (im Mai 1994 liquidiert), Intel brachte den Pentium-Prozessor heraus, und M$ Windoof hatte immer größere Marktanteile zu verbuchen.

von 93 bis zum Ende blieb der Jaguar das einzige Projekt Atari's, nur der Lynx 2 wurde "nebenbei" noch hergestellt. Der JAGUAR hatte zwei große Nachteile: 1. die geringe Spielauswahl und 2. das Management Atari's. Viel zu spät kam das JaguarCD-Laufwerk, der VR-Helm und das JagModem waren schnell wieder in der Schublade verschwunden.

Atari bekam nur noch durch diverse Klagen Geld - im Sega-Prozess 50 Mio. US-$

März 1996: Es war kaum noch Geld vorhanden, Atari's Hauptfirmensitz in der 1196 Borregas Ave. wurde aufgegeben - neues Firmengebäude war eine leerstehende Bankfiliale in Sunnyvale. Bereits 1995 hat die Atari-Niederlassung in Schwalbach/Taunus die Türen geschlossen - es gab nur noch 1 Atari-Europa-Zentrale in den Niederlanden.

Juni 1996: Der große Ausverkauf im niederländischen Atari-Zentrallager beginnt. Am Ende blieb von der Atari-Europa-Mannschaft nur noch ein Lagerarbeiter übrig.

Ende Juli 1996: Die Bombe platzt: Atari fusioniert mit dem 1994 gegründeten Notebook-Festplattenhersteller JTS. Damit hört Atari faktisch auf zu existieren.

1998 wurden die gesamten Atari-Rechte für lächerliche 5 Mio. US-$ an HIACXI (eine Tochtergesellschaft der Hasbro Corp.) regelrecht verscherbelt - HIACXI verkaufte die Rechte im Dezember 2000 an den französischen Spielehersteller "Infogrames" weiter. Am 7. Mai 2003 benennt sich Infogrames in Atari um.

Luzypher:
Hi folks!

Nunja, ohne Jack Tramiel wären wir wohl um einige richtig gute Computersysteme und Apple und Microsoft um einige Innovationen ärmer ;-)
Immerhin ist Atari ja nur eine Station in der Geschichte Jack Tramiels und wenn man bedenkt, aus welchen Verhältnissen er kam und was er geleistet hat, dann ist das schon beachtlich! Er hätte aber trotzdem nicht seine Söhne einsetzen sollen :-D

Abgesehen davon: Atari ging nicht pleite (wie Commodore), sondern stellte zunächst die Computersparte ein. Letztendlich hat JTS die Atari Corp. übernommen (und dafür von J.T noch Geld bekommen, der Chef von JTS war ein langjähriger Freund). Tramiel war damals schon der Meinung, daß es kaum Sinn hätte weiter auf ein "verlorenes" System zu setzen, da die Konkurrenz seitens Intel und M$ schon recht groß war.

Naja, die Geschichte von Atari, Commodore, Jack Tramiel, etc. ist im Netz schon zu genüge breitgetreten worden und heute darüber zu spekulieren halte ich für müßig ... "warum ging ... (setze ein: Atari, Commodore, NSU, Singer, Grundig, uvm.) pleite!" - gähn  ::)

cu ...
Luzy

guest401:
Hallo,

@Michael:
Ein Faktor, der gerne immer unterschlagen wird, ist der rasante Preisverfall Anfang der Neunziger.

Rein wirtschaftlich gesehen hatte der Computer hier den Status des Pionierprodukts verloren und geriet zum Massenprodukt. Etwas ähnliches ist in den 20ern mit Motorrädern passiert und in den 50ern mit Autos - Preisverfall, zunehmende Massenproduktion. Die Folge war auch hier, daß diese Phase nur die Firmen überlebten, die schon vor der Produktion von Autos etc.aus einem anderen Berich Geld wie Heu hatten.
Bei Computern heißt das: IBM (marktbeherrschende Stellung für Büromaschinen aller Art schon lange vor dem Auftauchen von Homecomputern).

Vor dem Preisverfall kosteten neue Computer (die auf dem Stand der Dinge waren) um die 5.000-10.000,- Euro (siehe anderer Thread...AT-Emus oder so). Heute sind's noch 1.000,- Euro. Das ist ja auch der Grund, warum es damals einen heute so nicht mehr existenten Lo-End Bereich in Form von "Street-Macs" (LC, ...) und eben Ataris und Amigas gab. Atari und Commodore hatten voll auf einen Markt gebaut, den es in den Neunzigern nicht mehr gab; aber auch in PCs wurden da noch meistens minderwertige Komponenten eingebaut; man denke nur an den 8088 (8-Bit), den es nur gab, weil der 8086 (16-Bit) zu teuer war. Der 8088 überlebte deshalb sogar den 80286.

Gruß Alex

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