Das Thema finde ich sehr interessant. Auch ich befürchte, dass meine Thinkpads, Ataris, Olivettis und Commodores irgendwann zu Staub zerfallen, und natürlich auch was ich dagegen mache. Würde ich doch rein mechanische Schreibmaschinen sammeln, die sind größtenteils komplett aus Metall, außer die späten Koffermaschinen wie die Olivetti Valentine. Und selbst die können bei zu feuchter Lagerung rosten.
Die Schreibmaschinensammler, Oldtimerfahrzeug und Oldtimerfahrradsammler schmieren ihre Schätze übrigens mit Owartol oder Leinölfirnis (Owatrol enthält Leinölfirnis und noch andere Sachen) ein. Das dringt auch in Rost ein und hindert den daran, weiter zu wachsen. Da ich auch ein paar mehr als 60 Jahre alte Fahrräder habe, weiß ich aus eigener Erfahrung dass das nach der Anwendung eine Zeit toll aussieht. Aber eine pflanzliche Öl-Schicht, mag sie noch so dünn sein, fühlt sich irgendwie klebrig an, und das tut sie auch, wenn man die Schätzchen - wie ich -auch gelegentlich fährt, und den Staub da wieder abzuwischen ist eine Qual und man muss wieder einölen. Man muss allerdings anmelden, das Pflanzenöl greift Metalle nicht an, es reagiert nicht schemisch damit. Das nur mal als Vergleichsparallele aus anderen Hobbybereichen.
Mit Retrobright haben wir ja ein Mittel, den Kunststoff mit Hilfe von UV-Licht wieder wie neu aussehen zu lässt. Jetzt kommt das Problem mit den Weichmachern hoch, nicht nur hier. Sowohl das Vergilben als auch das Entweichen von Weichmachern sind chemische Prozesse, Reaktionen mit der Lzft und anderen Stoffen in der Umgebung - am ehesten mit Rost zu vergleichen. Es werden verschiedene Vorschläge gemacht - warum hat eigentlich noch keiner Cockpitspray fürs Armaturenbrett vom Auto vorgeschlagen, wirkt dort ja anscheinend auch wunderbar, jedenfalls ein paar Tage, bis dann der Staub und Dreck um so besser drauf klebt - also ähnlicher Effekt wie bei Leinölfinis auf metallischen Oldtimern, reagiert aber auch chemisch mit dem Kunststoff. Damals in meiner Ausbildungszeit haben wir die Kunststoffgehäuse der Olivetti-Büroschreibmaschinen in der Werkstatt und beim Kunden in der Wartung auch mit einem Gemisch aus Spiritus und Nämaschinenöl gereinigt und poliert, was die auch wieder wie neu aussehen lässt. Mit selbigem klebrigen Effekt nach ein paar Wochen.
Das Problem ist, wir sind allesamt wahrscheinlich zu wenig (Kunststoff-)Chemiker, um abschätzen zu können, was bei all den Mitteln wirklich passiert. Mag sein, dass all diese Mittelchen kurz nach der Anwendung wirken, der Gilb ist weg, die Couchoberfläche fühlt sich wieder geschmeidig an. Aber was ist langfristig? Welche chemischen (Zersetzungs-)Reaktionen finden da statt? Eersetzt das Zeugs funktionsgleich die entwichenen Weichmacher? Man braucht nur mal in Automuseen zu gehen, wo berühmte Sportwagen aus den 1970ern und älter mit Kunststoffcockpit stehen. Diese Ferraris und Lambos wurden waren teuer und sicher damals mit den besten von den besten Mittelchen gepflegt, und trotzdem sieht man teils Fahrzeuge, bei denen die Cockpits anfangen zu zerbröseln - und das in einem Museum, wo es eigentlich Fachpersonal für die Erhaltung geben sollte.
Solange also zu den Mitteln keine Langzeiterfahrungen oder Klimakammer-Tests (zur Alterungsbeschleunigung) gibt, weiß ich nicht was ich tue. Ist es besser, nichts zu tun, ist es besser das vielleicht falsche zu tun?