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Allgemeines => Atari - Talk => Thema gestartet von: RealLarry am Mi 26.06.2019, 08:24:36

Titel: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Mi 26.06.2019, 08:24:36
Gibt es eine Möglichkeit, der Kunststoffe der Atari-Gehäuse wieder etwas "weich machendes" hinzuzugeben, sie also zu ent-spröden?
Ich habe gestern meinen Atari 400 hochgehoben um den Schreibtisch darunter zu säubern und als ich ihn zurückstelle und mit Daumen und Zeigefinger das Gehäuse vorne links umklammere, ist dort das Gehäuse mir-nix-dir-nix einfach in mehreren Teilen unschön weggebrochen.
Beim Begutachten des Schadens merkt man schon, dass sich quasi das ganze (obere) Gehäuse irgendwie sehr spröde anfühlt, als ob es gleich beim geringsten Druck zerplatzen möchte. Einer meiner beiden Atari 800 zeigt leicht ähnliche Anzeichen und der andere Atari 800 fühlt sich ganz anders an...irgendwie weich/elastisch und völlig stabil. Kein Knarzen des Gehäuses, wenn man es "anpackt".
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: ari.tao am Mi 26.06.2019, 09:05:22
Am besten durch Edelstahl ersetzen! Das hält dann für 10k Jahre.
Wäre das Bronze-Räderwerk von Kythera nicht gefunden worden, dann würden wir heute noch glauben, die Antike habe keine RechenMaschinen gehabt.

Bzgl. Weichmachern vielleicht mal an ein einschlägiges Museum wenden?
Seit damals ein paar MSTEs zerbröselt bei mir ankamen, kenne ich Dein Problem auch schon gut.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: Arthur am Mi 26.06.2019, 10:00:59
So wie man ab und an im Netz ließt sind gerade die Ur-Atari's, zum Beispiel beim bleichen, besser aus zu lassen. Viele Infos um Kunststoffe auf zu bereiten führen in den Kfz-Bereich. In wie fern sich das mit Atari 400 bzw. 800 verträgt? Da bin ich überfragt.

Edit: Es ist durchaus wahrscheinlich das es bei dem Zustand deines Gehäuses schon viel zu spät ist.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Mi 26.06.2019, 10:26:32
Das hatte ich auch gelesen, dass je nach Kunststoff und verwendeter Bleich-Methode der Kunststoff erst recht spröde werden kann. Ebenso UV-Einstrahlung etc. Der 400 und die 800er sind aber noch im Original-Zustand, insofern also auch nicht mehr grau; einzig zwei STs hatte ich mal einer H2O2-Kur unterzogen, was sehr gut funktionierte.

Ich las auch davon, dass ein Bad in Diesel oder Heizöl dem Kunststoff gut tun soll - aber ich weiß nicht... Diesel? Öl? Selbst dem Fall gesetzt das würde funktionieren, wie und wo soll man das Gehäuse denn je wieder davon säubern? In der Waschstraße? "Tach, können'se mal meinen Atari reinigen?"  8)

Wenn der Kunststoff noch nicht (so) spröde ist, soll z.B. Dr. Wack A1 Kunststoff-Tiefenpfleger sehr gute Dienste leisten, wie ich in mehreren Retro-Foren las. Das hilft wohl im nachhinein nicht mehr, aber vielleicht probiere ich das dennoch mal aus. Wirklich schaden kann es ja auch nicht mehr und das Gehäuse hält definitiv keine weiteren 40 Jahre mehr durch.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: ari.tao am Sa 29.06.2019, 04:21:19
Wäre es vielleicht eine Möglichkeit, solche Gehäuse, die noch nicht spröde sind, zu versiegeln? Um die Verdunstung der Weichmacher zu verhindern? Welche Sorte Lack käme dafür in Frage?
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: Arthur am Sa 29.06.2019, 10:52:08
Weichmacher ist das was uns in der Regel an Kunststoffen am meisten stört da sie uns krank machen. Hier ist vorschicht geboten.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Sa 29.06.2019, 10:53:57
Wie ich schon schrieb soll Kunststoff-Tiefenpfleger helfen, wenn man ihn "regelmäßig" (bei KFZ-Armaturen etc) anwendet. Bei unseren geliebten Gehäusen dürfte da wohl eine Anwendung alle paar Jahre reichen, denn die sind ja nicht so oft draußen unterwegs ;)
https://circuit-board.de/forum/index.php/Thread/25283-Kunststoffpflege-alter-Konsolen-Gehäuse/ (https://circuit-board.de/forum/index.php/Thread/25283-Kunststoffpflege-alter-Konsolen-Gehäuse/)

Von einer ewig haltenden Versiegelung habe ich nichts finden können, ich bezweifele auch, dass es so etwas gibt. Nichts hält ewig und alle Mittelchen reagieren irgendwie mit irgendetwas.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Sa 29.06.2019, 10:59:27
Weichmacher ist das was uns in der Regel an Kunststoffen am meisten stört da sie uns krank machen. Hier ist vorschicht geboten.

Ja, und das ist ein Dilemma. Ohne Weichmacher scheint es nicht wirklich ordentlich zu funktionieren und mit ist oft (immer?) ungesund. In der c't gab es mal einen Artikel, wo sie Computerteile wie Mäuse, Tastaturen etc., von Luxus- bis Billigware getestet hatten. Ich kann mich nicht mehr im Detail erinnern, aber wohl gut die Hälfte der Dinge, mit denen man ständig Hautkontakt bekommt, enthielten sehr ungesunde Stoffe, wie eben auch Weichmacher.

EDIT: http://heise.de/-2107187 (http://heise.de/-2107187)
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: ari.tao am Sa 29.06.2019, 11:07:21
Weichmacher ist das was uns in der Regel an Kunststoffen am meisten stört da sie uns krank machen.
Auch dafür wäre doch eine Versiegelung eine Abhilfe.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Sa 29.06.2019, 13:27:09
Weichmacher ist das was uns in der Regel an Kunststoffen am meisten stört da sie uns krank machen.
Auch dafür wäre doch eine Versiegelung eine Abhilfe.

Wenn das Mittel selber keine derartigen Inhaltsstoffe enthält, kann ich mir das schon vorstellen.
Ich habe mir jetzt den o.g. Kunststoff-Tiefenpfleger zum ausprobieren bestellt; vielleicht gibt es ja auch ein Datenblatt dazu, bzw. werde ich sonst mal beim Hersteller nachfragen.
Interessant ist auf jeden Fall deren Schrieb zum Thema: https://wackchem.com/kunststoff-pflege (https://wackchem.com/kunststoff-pflege)
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: Lukas Frank am Sa 29.06.2019, 15:20:15
Ich hatte mal ein sehr altes Atari TT Gehäuse in den Händen das zerbröselt ist wie ein trockener Keks.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: ari.tao am So 30.06.2019, 03:27:51
Ich hatte mal ein sehr altes Atari TT Gehäuse in den Händen das zerbröselt ist wie ein trockener Keks.
Mir sind bisher nur GehäuseDeckel von MSTEs zerbröselt, die ja bis auf die Farbe sowie winzige Abweichungen an der Rückseite denen der TTs gleich sind, und Gehäuse von uralten 1040ern.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am So 30.06.2019, 12:19:13
Test-Bericht 1: Das alte Kunstledersofa
Der Kunststoff-Tiefenpfleger ist gestern schon angekommen und ich habe ihn zunächst an meinem alten Kunstledersofa, das meinen Retro-Raum schmückt, zum ersten Einsatz gebracht. Das Kunstleder ist ähnlich wie der Kunststoff des 400er und der eine 800er spröde und recht trocken, und daher auch im Laufe der Zeit an zwei Stellen eingerissen. Fühlt sich halt "befremdlich" an, eben so, wo man den Eindruck hat, dass es jeden Moment kaputt gehen könnte. An den Rissstellen ist das Kunstleder sehr trocken, da dürfte jede Hoffnung vergebens sein.
Also habe ich das Sofa gestern im Laufe des Tages zweimal grob eingesprüht und mit einem Tuch abgeledert. Vorhin kontrolliert: Das Kunstleder ist an den intakten Stellen wieder schön weich, als ob nichts gewesen wäre. Insofern erfüllt das Spray dort schonmal tatsächlich seinen Zweck. Bei der Gelegenheit fallen mir gleich noch eine ganze Reihe anderer Kunststoffe und Dichtungen ein, die man mal damit behandeln könnte.

Kommende Woche, wenn die Temperaturen wieder etwas niedriger sind, teste ich das dann mal am 800er...
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: 1ST1 am So 30.06.2019, 13:05:37
Das Thema finde ich sehr interessant. Auch ich befürchte, dass meine Thinkpads, Ataris, Olivettis und Commodores irgendwann zu Staub zerfallen, und natürlich auch was ich dagegen mache. Würde ich doch rein mechanische Schreibmaschinen sammeln, die sind größtenteils komplett aus Metall, außer die späten Koffermaschinen wie die Olivetti Valentine. Und selbst die können bei zu feuchter Lagerung rosten.

Die Schreibmaschinensammler, Oldtimerfahrzeug und Oldtimerfahrradsammler schmieren ihre Schätze übrigens mit Owartol oder Leinölfirnis (Owatrol enthält Leinölfirnis und noch andere Sachen) ein. Das dringt auch in Rost ein und hindert den daran, weiter zu wachsen. Da ich auch ein paar mehr als 60 Jahre alte Fahrräder habe, weiß ich aus eigener Erfahrung dass das nach der Anwendung eine Zeit toll aussieht. Aber eine pflanzliche Öl-Schicht, mag sie noch so dünn sein, fühlt sich irgendwie klebrig an, und das tut sie auch, wenn man die Schätzchen - wie ich  -auch gelegentlich fährt, und den Staub da wieder abzuwischen ist eine Qual und man muss wieder einölen. Man muss allerdings anmelden, das Pflanzenöl greift Metalle nicht an, es reagiert nicht schemisch damit. Das nur mal als Vergleichsparallele aus anderen Hobbybereichen.

Mit Retrobright haben wir ja ein Mittel, den Kunststoff mit Hilfe von UV-Licht wieder wie neu aussehen zu lässt. Jetzt kommt das Problem mit den Weichmachern hoch, nicht nur hier. Sowohl das Vergilben als auch das Entweichen von Weichmachern sind chemische Prozesse, Reaktionen mit der Lzft und anderen Stoffen in der Umgebung - am ehesten mit Rost zu vergleichen. Es werden verschiedene Vorschläge gemacht - warum hat eigentlich noch keiner Cockpitspray fürs Armaturenbrett vom Auto vorgeschlagen, wirkt dort ja anscheinend auch wunderbar, jedenfalls ein paar Tage, bis dann der Staub und Dreck um so besser drauf klebt - also ähnlicher Effekt wie bei Leinölfinis auf metallischen Oldtimern, reagiert aber auch chemisch mit dem Kunststoff. Damals in meiner Ausbildungszeit haben wir die Kunststoffgehäuse der Olivetti-Büroschreibmaschinen in der Werkstatt und beim Kunden in der Wartung auch mit einem Gemisch aus Spiritus und Nämaschinenöl gereinigt und poliert, was die auch wieder wie neu aussehen lässt. Mit selbigem klebrigen Effekt nach ein paar Wochen.

Das Problem ist, wir sind allesamt wahrscheinlich zu wenig (Kunststoff-)Chemiker, um abschätzen zu können, was bei all den Mitteln wirklich passiert. Mag sein, dass all diese Mittelchen kurz nach der Anwendung wirken, der Gilb ist weg, die Couchoberfläche fühlt sich wieder geschmeidig an. Aber was ist langfristig? Welche chemischen (Zersetzungs-)Reaktionen finden da statt? Eersetzt das Zeugs funktionsgleich die entwichenen Weichmacher? Man braucht nur mal in Automuseen zu gehen, wo berühmte Sportwagen aus den 1970ern und älter mit Kunststoffcockpit stehen. Diese Ferraris und Lambos wurden waren teuer und sicher damals mit den besten von den besten Mittelchen gepflegt, und trotzdem sieht man teils Fahrzeuge, bei denen die Cockpits anfangen zu zerbröseln - und das in einem Museum, wo es eigentlich Fachpersonal für die Erhaltung geben sollte.

Solange also zu den Mitteln keine Langzeiterfahrungen oder Klimakammer-Tests (zur Alterungsbeschleunigung) gibt, weiß ich nicht was ich tue. Ist es besser, nichts zu tun, ist es besser das vielleicht falsche zu tun?

Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am So 30.06.2019, 18:21:09
warum hat eigentlich noch keiner Cockpitspray fürs Armaturenbrett vom Auto vorgeschlagen, wirkt dort ja anscheinend auch wunderbar, jedenfalls ein paar Tage, bis dann der Staub und Dreck um so besser drauf klebt - also ähnlicher Effekt wie bei Leinölfinis auf metallischen Oldtimern, reagiert aber auch chemisch mit dem Kunststoff.

Hab ich doch (ab #3). Diese Kunststoff-Tiefenpfleger werden in erster Linie genau dafür (KFZ) beworben. Ist ja heutzutage auch werbeträchtiger, als "...macht Ihr Atari XL-Gehäuse wie neu!1!11" ;)
Und bei den Kollegen vom Forum64, wie auch in anderen Retro- oder Bastelforen, kam das Thema dann eben darauf, dass die sich prima für alle möglichen Kunststoffe eignen würden.

Zitat
Aber was ist langfristig? Welche chemischen (Zersetzungs-)Reaktionen finden da statt? Ersetzt das Zeugs funktionsgleich die entwichenen Weichmacher?

Also laut Hersteller des Dr. Wack A1 (siehe Link in #9) ersetzt es definitiv nicht entwichene Weichmacher. Weg ist weg. Ich mache mir halt etwas Hoffnung, dass die Weichmacher eben noch nicht zu 100% entfleucht sind und ich so den Rest/Zustand damit mehr oder weniger konservieren kann.
Selbst wenn ich die Geräte einmal im Jahr damit abrubbeln müsste, wäre der Aufwand ja vertretbar, wenn es denn etwas hilft. Besser als zerbröselnde Ataris *graus*

Zitat
Solange also zu den Mitteln keine Langzeiterfahrungen oder Klimakammer-Tests (zur Alterungsbeschleunigung) gibt, weiß ich nicht was ich tue. Ist es besser, nichts zu tun, ist es besser das vielleicht falsche zu tun?

Schau'mer mal. Deshalb war zu erst das Sofa dran; das Ergebnis ist für mich sehr zufriedenstellend.
Ich bin mir aber sicher, dass es den Ataris zumindest nicht schaden wird. Und wenn es bei denen nichts bringt, war es wenigstens einen Versuch wert - und ich habe jetzt Pflegespray. Hat für 250ml gerade einmal 12 Euronen gekostet. Dafür freut sich jetzt mein Weib, dass ich ihr dann ja "auch mein Auto pflegen!" soll :)
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: alers am Mo 01.07.2019, 09:34:13
Hatte ich bei einer 410er auch, da ist mir hinten was weggebröselt. Habe dann mal vieles probiert, auch kunststoff-tiefenpfleger. ein bekannter hat ne auto-modding-hütte, der hatte mir dann einfach gesagt (Quasi Original-Ton *ggg*)

"Alta, tu einfach nen bisken Handcreme drauf vertailn tun, tuich auch imma aufe karren wo nix annas helfen tut"...

*ggg*
Habe ich gemacht, wiederhole ich alle 2 Jahre. Danach ist da nix mehr rausgebrochen. Und ja, war diese (Ich hasse mich dafür, mich zu outen ;-) ) Von Lidl die "Cien Q10 Handcreme". Keine Ahne, ob es auch mit ner anderen geht, aber der Bienenwachs wird wohl schuld dran sein, ich glaube nicht Vitamin E. vllt auch der eingebaute UV-Filter...
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Mo 01.07.2019, 10:41:29
"Alta, tu einfach nen bisken Handcreme drauf vertailn tun, tuich auch imma aufe karren wo nix annas helfen tut"...
Habe ich gemacht, wiederhole ich alle 2 Jahre. Danach ist da nix mehr rausgebrochen.

So abwegig finde ich das gar nicht. Den Trick mit der (Hand-) Creme kenne ich von Leder-Klamotten, insbesondere welche mit echtem Fell außen; die soll man auch alle Jubeljahre innenseitig damit einschmieren, damit das Leder nicht eintrocknet und außen nicht die Haare abfallen.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: 1ST1 am Mo 01.07.2019, 11:15:43
Vorsicht, Leder ist was ganz anderes als Plastik! Leder ist ein ehemals lebenden, organisches Material, das "gestorben" ist, also durch die Gerbung in einem verhinderten Verwesungszustand. Das trifft auf Plastik keines Falls zu. Für Leder gibt es übrigens im Reitbedarf spezielle Öle für Pferdesättel, mit denen ich z.B, meine Oldtimer-Fahrradsättel wieder geschmeidig mache.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: Arthur am Mo 01.07.2019, 17:11:41
Vorsicht, Leder ist was ganz anderes als Plastik! Leder ist ein ehemals lebenden, organisches Material, das "gestorben" ist, also durch die Gerbung in einem verhinderten Verwesungszustand. Das trifft auf Plastik keines Falls zu. Für Leder gibt es übrigens im Reitbedarf spezielle Öle für Pferdesättel, mit denen ich z.B, meine Oldtimer-Fahrradsättel wieder geschmeidig mache.

Es geht wohl um Kunstleder.

Zitat
Test-Bericht 1: Das alte Kunstledersofa
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: 1ST1 am Mo 01.07.2019, 22:09:12
"Alta, tu einfach nen bisken Handcreme drauf vertailn tun, tuich auch imma aufe karren wo nix annas helfen tut"...
Habe ich gemacht, wiederhole ich alle 2 Jahre. Danach ist da nix mehr rausgebrochen.

So abwegig finde ich das gar nicht. Den Trick mit der (Hand-) Creme kenne ich von Leder-Klamotten, insbesondere welche mit echtem Fell außen; die soll man auch alle Jubeljahre innenseitig damit einschmieren, damit das Leder nicht eintrocknet und außen nicht die Haare abfallen.



Es geht wohl um Kunstleder.

Zitat
Test-Bericht 1: Das alte Kunstledersofa

Arthur, su siehst, ich habe nicht auf das Kunstledersofa geantwortet. Oder seit wann gibt es Kunstleder mit Haaren?
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: alers am Do 11.07.2019, 15:19:02
4me#EOT
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: raga am Do 05.09.2019, 11:29:09
Gibt es eine Möglichkeit, der Kunststoffe der Atari-Gehäuse wieder etwas "weich machendes" hinzuzugeben, sie also zu ent-spröden?
Ich habe gestern meinen Atari 400 hochgehoben um den Schreibtisch darunter zu säubern und als ich ihn zurückstelle und mit Daumen und Zeigefinger das Gehäuse vorne links umklammere, ist dort das Gehäuse mir-nix-dir-nix einfach in mehreren Teilen unschön weggebrochen.
Beim Begutachten des Schadens merkt man schon, dass sich quasi das ganze (obere) Gehäuse irgendwie sehr spröde anfühlt, als ob es gleich beim geringsten Druck zerplatzen möchte. Einer meiner beiden Atari 800 zeigt leicht ähnliche Anzeichen und der andere Atari 800 fühlt sich ganz anders an...irgendwie weich/elastisch und völlig stabil. Kein Knarzen des Gehäuses, wenn man es "anpackt".
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: raga am Do 05.09.2019, 11:44:59
warum hat eigentlich noch keiner Cockpitspray fürs Armaturenbrett vom Auto vorgeschlagen, wirkt dort ja anscheinend auch wunderbar, jedenfalls ein paar Tage, bis dann der Staub und Dreck um so besser drauf klebt - also ähnlicher Effekt wie bei Leinölfinis auf metallischen Oldtimern, reagiert aber auch chemisch mit dem Kunststoff.

Hab ich doch (ab #3). Diese Kunststoff-Tiefenpfleger werden in erster Linie genau dafür (KFZ) beworben. Ist ja heutzutage auch werbeträchtiger, als "...macht Ihr Atari XL-Gehäuse wie neu!1!11" ;)
Und bei den Kollegen vom Forum64, wie auch in anderen Retro- oder Bastelforen, kam das Thema dann eben darauf, dass die sich prima für alle möglichen Kunststoffe eignen würden.

Zitat
Aber was ist langfristig? Welche chemischen (Zersetzungs-)Reaktionen finden da statt? Ersetzt das Zeugs funktionsgleich die entwichenen Weichmacher?

Also laut Hersteller des Dr. Wack A1 (siehe Link in #9) ersetzt es definitiv nicht entwichene Weichmacher. Weg ist weg. Ich mache mir halt etwas Hoffnung, dass die Weichmacher eben noch nicht zu 100% entfleucht sind und ich so den Rest/Zustand damit mehr oder weniger konservieren kann.
Selbst wenn ich die Geräte einmal im Jahr damit abrubbeln müsste, wäre der Aufwand ja vertretbar, wenn es denn etwas hilft. Besser als zerbröselnde Ataris *graus*

Hallo, also die zersetzten Weichmacher in den PVC Strukturen lassen sich nicht mehr regenerieren. Sie sind für alle Zeit verloren. Die weitere Zersetzung lässt sich mit selikonhaltigen Pflegemittel etwas aufhalten. ( Z.B. Cockpitspray ) Selikon hat sehr kleine Moleküle und sind in der Lage sich zwischen die langkettigen PVC - Strukturen zu setzen. Starke Wärme und UV- Licht ( Sonne) sollten man tunlichst vermeiden. Eine andere Möglichkeit wäre die Oberfläche mit Schelllack zu versiegeln.


Zitat
Solange also zu den Mitteln keine Langzeiterfahrungen oder Klimakammer-Tests (zur Alterungsbeschleunigung) gibt, weiß ich nicht was ich tue. Ist es besser, nichts zu tun, ist es besser das vielleicht falsche zu tun?

Schau'mer mal. Deshalb war zu erst das Sofa dran; das Ergebnis ist für mich sehr zufriedenstellend.
Ich bin mir aber sicher, dass es den Ataris zumindest nicht schaden wird. Und wenn es bei denen nichts bringt, war es wenigstens einen Versuch wert - und ich habe jetzt Pflegespray. Hat für 250ml gerade einmal 12 Euronen gekostet. Dafür freut sich jetzt mein Weib, dass ich ihr dann ja "auch mein Auto pflegen!" soll :)
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: MarkL am Do 05.09.2019, 12:26:43
Da lauern überall böse Falllen, gerade wenn Ihr silikonölhaltige Produkte aus dem 0815-Handel nehmt. Fragt mal einen professionellen Kfz-Aufbereiter. Ich habe einen ehemaligen Schulfreund in dem Gewerbe. Er hat mir 'Koch Chemie Plast Star Kunststoffpflege silikonölfrei 1Liter' empfohlen, klingt mit fast 20 EUR erstmal teuer. Aber was ich nicht alles in den 3 oder 4 Jahren mit der einen Flasche alles gemacht habe. Und das Zeug hält im Außenbereich Monate z.B. am 25-jährigen Cabrio. Ideal für schwarze, sonnenbelastete ABS-Kunststoffe. Ja, das Cabrio, das wasche ich auch nur einmal im Jahr.
Tastaturstempel, Gehäuse, alles was ich komplett auseinanderbaue, behandle ich damit.
Allein der Atari SM144, den ich z.Z. fast jeden Tag in der Hand habe beim Basteln ist nach fast 1 Jahr immer noch schön geschmeidig.

Kürzlich habe ich (glaube im Forum64) gelesen, wie es um Kunststoffschweißen ging, auch am Atari(ST). Neben Thermik kam da auch die Sprache auf Aceton oder z.B. einen ähnlich gelagerte Modellbaukleber (meine Anmerkung dazu evt.: Kibri 39995 Plastikkleber ) . Ich könnte mir vorstellen, dass man mit dem Zeug in verdünnter Form auch der Oberfläche wieder mehr Integrität verpassen kann. Man bräucht da aber wohl eine Versuchsreihe zur optimalen Mixtur.

An Gummiteile am Auto lasse ich nur Hirschtalg, auch kein (Silikon)-Chemie. Kann man wie Niveacreme verarbeit werden und ist außnahmsweise auch gut zur Haut, das Koch-Zeug natürlich nicht.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: 1ST1 am Do 05.09.2019, 12:48:33
Wenn du mit Modellbaukleber (Kibri, Faller, Revel, ...) oder Aceton die Gehäuse bestreichst, wird sich deren Oberflächenstruktur verändern. Ist auch nicht so toll, wenns dann anders aussieht (glänzender, unregelmäßiger, oder so).
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: tkreutz am Do 05.09.2019, 14:36:18
Also ich würde ja eher versuchen, ein Replacement Part mittels 3D Druck zu basteln. Aber - okay, Tante Google hat das hier gefunden:

https://www.retrohax.net/extreme-refurbishing-episode-2-atari-800-xl-part-two/

Sieht sehr aufwendig aus, aber dafür bleibt es bei den Original-Teilen.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: tuxie am Do 05.09.2019, 15:02:55
Was ich hier bisher noch nie gelesen habe ist Leinöl, Leinöl hat die Eigenschaft in die Oberfläche des Materials zu kriechen und dort auszuhärten. Ich hatte mal eine Flasche speziell für Boote/Caravan womit man Verwittertes Plastik wieder wie neu aussehen lassen kann. Man reinigt gründlich das Plastik, und reibt es mit dem Leinöl ein, immer wenn es abtrocknet erneut einölen und dann stehen lassen. Die Oberfläche trocknet ab und das Öl welches eingezogen ist Härtet aus. Ich bin mir aber nicht mehr sicher ob dies Reines Leinöl war.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: 1ST1 am Do 05.09.2019, 15:58:10
Die Schreibmaschinensammler, Oldtimerfahrzeug und Oldtimerfahrradsammler schmieren ihre Schätze übrigens mit Owartol oder Leinölfirnis (Owatrol enthält Leinölfirnis und noch andere Sachen) ein. Das dringt auch in Rost ein und hindert den daran, weiter zu wachsen. Da ich auch ein paar mehr als 60 Jahre alte Fahrräder habe, weiß ich aus eigener Erfahrung dass das nach der Anwendung eine Zeit toll aussieht. Aber eine pflanzliche Öl-Schicht, mag sie noch so dünn sein, fühlt sich irgendwie klebrig an, und das tut sie auch, wenn man die Schätzchen - wie ich  -auch gelegentlich fährt, und den Staub da wieder abzuwischen ist eine Qual und man muss wieder einölen. Man muss allerdings anmerken, das Pflanzenöl greift Metalle nicht an, es reagiert nicht schemisch damit. Das nur mal als Vergleichsparallele aus anderen Hobbybereichen.

Was ich hier bisher noch nie gelesen habe ist Leinöl, Leinöl hat die Eigenschaft in die Oberfläche des Materials zu kriechen und dort auszuhärten. Ich hatte mal eine Flasche speziell für Boote/Caravan womit man Verwittertes Plastik wieder wie neu aussehen lassen kann. Man reinigt gründlich das Plastik, und reibt es mit dem Leinöl ein, immer wenn es abtrocknet erneut einölen und dann stehen lassen. Die Oberfläche trocknet ab und das Öl welches eingezogen ist Härtet aus. Ich bin mir aber nicht mehr sicher ob dies Reines Leinöl war.


Ich weiß, meine Beiträge sind manchmal etwas langatmig und versuchen zu viel Wissen und Erfahrung auf einmal zu vermitteln, aber wie ich gerade mal wieder feststelle, lohnt es durchaus, diese zu lesen.  :D
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Do 05.09.2019, 16:00:17
Was ich hier bisher noch nie gelesen habe ist Leinöl, Leinöl hat die Eigenschaft in die Oberfläche des Materials zu kriechen und dort auszuhärten.

Das klingt doch auch mal interessant. Werde ich weiter verfolgen.
Mit dem 400er bin ich noch keinen Schritt weiter; viel Arbeit um die Ohren und ein anderes Projekt (Mame-O-Mat) habe ich zwischenzeitlich vorgezogen.
Aber die anderen Teile, insbesondere das Kunstledersofa, die ich Anfangs behandelt hatte, fühlen sich immer noch nett flauschig an...nicht mehr mehr trocken und spröde. Ich will nicht soweit gehen und sagen "wie neu", aber beim Sofa ist es ein sehr deutlich Unterschied zu vorher.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: MarkL am Fr 06.09.2019, 07:40:34
Was ich hier bisher noch nie gelesen habe ist Leinöl, Leinöl hat die Eigenschaft in die Oberfläche des Materials zu kriechen und dort auszuhärten. Ich hatte mal eine Flasche speziell für Boote/Caravan womit man Verwittertes Plastik wieder wie neu aussehen lassen kann. Man reinigt gründlich das Plastik, und reibt es mit dem Leinöl ein, immer wenn es abtrocknet erneut einölen und dann stehen lassen. Die Oberfläche trocknet ab und das Öl welches eingezogen ist Härtet aus. Ich bin mir aber nicht mehr sicher ob dies Reines Leinöl war.

Das Zeug nennt sich Polytrol und ist eher für's Auge , nicht für die Substanz. Ich habe damit mein Paddelboot aufgehübscht. Aber es kleistert halt die Strunktur zu.

Der entscheidende Unterschied beim Leder als tote Biomasse ist, dass es ein leicht saures Milieu erfordert, meine ich mich zu erinnern. Eben wie die lebende Haut. Alkalireiniger sind deshalb Gift.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: Arthur am Fr 06.09.2019, 16:02:00
Wenn der Kunststoff einmal spröde ist, ist es in der Regel etwas spät um etwas zu tun.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: alers am Fr 06.09.2019, 16:38:15
@Arthur : Nein. Hatte ja auf der Seite davor geschrieben, wie es geht. Klappt mittlerweile bei den OLD-Series (400/800), der XL- und XE-Serie und eben auch alles andere mit dem Fuji-Logo druff!
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: Arthur am Fr 06.09.2019, 20:24:15
@Arthur : Nein. Hatte ja auf der Seite davor geschrieben, wie es geht. Klappt mittlerweile bei den OLD-Series (400/800), der XL- und XE-Serie und eben auch alles andere mit dem Fuji-Logo druff!

Ja, hab ich gelesen... aber Löcher und ausgebröselte Stücke nur mit Creme beheben... das meinte ich mit vorbeugen ist besser als...., bei spröden aber denkbar. :)
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: Arthur am Fr 06.09.2019, 20:28:05
Arthur, su siehst, ich habe nicht auf das Kunstledersofa geantwortet. Oder seit wann gibt es Kunstleder mit Haaren?

Stimmt.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Mi 27.11.2019, 15:27:25
Ich hatte nun endlich mal die Zeit und Ruhe, mich um den 400er zukümmern. Das Gehäuse ist noch spröder als gedacht und ist nun an einer weiteren Stelle "eingerissen", also habe ich es heute mit dem Eingangs erwähnten Mittel mehrfach eingerieben, einwirken lassen und "poliert". Parallel dazu das gleiche mit einem meiner 800er gemacht, um ggf. Unterschiede erkennen zu können.

Ergebnis bisher: Das Gehäuse des 400er mag das Zeug gar nicht erst richtig annehmen. Nach 5 Minuten (erster Durchgang) und 60 Minuten Einwirkzeit (zweiter Durchgang) ist das Gehäuse immer noch genauso feucht, wie ich das Mittel aufgetragen hatte.
Der 800er dagegen hat beide Durchgänge dankend angenommen, viel war da nicht mehr zu rubbeln, jetzt fühlt sich das Gehäuse ganz anders an als zuvor. Das mag aber auch daran liegen, dass sicherlich noch Reste des Mittels auf der Gehäuseoberfläche hausen.

Das Kunstledersofa fühl sich nach der Behandlung vor ein paar Monaten noch genauso flauschig und "neu" an :)

Mein Zwischenfazit: Das Mittel taugt durchaus - sofern der Kunststoff noch aufnahmefähig ist. Die Haptik des behandelten Materials fühlt sich schon kurze Zeit nach der Behandlung "weicher" und angenehmer an. Geht für mich also wirklich als Kunststoff-Pflegemittel durch.

Ergänzungsfrage zum Kleben des 400er-Gehäuses: Welchen Kleber nehmen? Im ersten Versuch habe ich Revell-Modellbaukleber (für Polystrol) genommen, das hält zwar, aber nicht wirklich dauerhaft. Die Klebestellen lassen sich recht leicht wieder trennen.
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: czietz am Mi 27.11.2019, 20:22:50
Aus welchen Kunststoff ist das Gehäuse? Bei ABS (wie bei den STs) lassen sich die Flächen einer Bruchstelle mit Aceton anlösen und dann wieder wunderbar zusammenfügen.

Grüße
Christian
Titel: Re: Spröden Kunststoff heilen?
Beitrag von: RealLarry am Mo 06.01.2020, 12:01:30
Ich habe nun das Gehäuse und die Bruchstücke mittels popeligem Sekundenkleber wieder zusammengeklebt und das scheint stabil zu bleiben.
Das Kunststoff-Pflegemittel ist auf dem Gehäuse des 400 immer noch deutlich als Schmierfilm sicht- und wischbar, ist also in keiner Weise eingezogen. Bei den 800ern ist alles weg und das Gehäuse fühlt sich deutlich angenehmer an, längst nicht mehr so knarzig wie vor der Behandlung.