Allgemeines > Atari - Talk
Spröden Kunststoff heilen?
Lukas Frank:
Ich hatte mal ein sehr altes Atari TT Gehäuse in den Händen das zerbröselt ist wie ein trockener Keks.
ari.tao:
--- Zitat von: Lukas Frank am Sa 29.06.2019, 15:20:15 ---Ich hatte mal ein sehr altes Atari TT Gehäuse in den Händen das zerbröselt ist wie ein trockener Keks.
--- Ende Zitat ---
Mir sind bisher nur GehäuseDeckel von MSTEs zerbröselt, die ja bis auf die Farbe sowie winzige Abweichungen an der Rückseite denen der TTs gleich sind, und Gehäuse von uralten 1040ern.
RealLarry:
Test-Bericht 1: Das alte Kunstledersofa
Der Kunststoff-Tiefenpfleger ist gestern schon angekommen und ich habe ihn zunächst an meinem alten Kunstledersofa, das meinen Retro-Raum schmückt, zum ersten Einsatz gebracht. Das Kunstleder ist ähnlich wie der Kunststoff des 400er und der eine 800er spröde und recht trocken, und daher auch im Laufe der Zeit an zwei Stellen eingerissen. Fühlt sich halt "befremdlich" an, eben so, wo man den Eindruck hat, dass es jeden Moment kaputt gehen könnte. An den Rissstellen ist das Kunstleder sehr trocken, da dürfte jede Hoffnung vergebens sein.
Also habe ich das Sofa gestern im Laufe des Tages zweimal grob eingesprüht und mit einem Tuch abgeledert. Vorhin kontrolliert: Das Kunstleder ist an den intakten Stellen wieder schön weich, als ob nichts gewesen wäre. Insofern erfüllt das Spray dort schonmal tatsächlich seinen Zweck. Bei der Gelegenheit fallen mir gleich noch eine ganze Reihe anderer Kunststoffe und Dichtungen ein, die man mal damit behandeln könnte.
Kommende Woche, wenn die Temperaturen wieder etwas niedriger sind, teste ich das dann mal am 800er...
1ST1:
Das Thema finde ich sehr interessant. Auch ich befürchte, dass meine Thinkpads, Ataris, Olivettis und Commodores irgendwann zu Staub zerfallen, und natürlich auch was ich dagegen mache. Würde ich doch rein mechanische Schreibmaschinen sammeln, die sind größtenteils komplett aus Metall, außer die späten Koffermaschinen wie die Olivetti Valentine. Und selbst die können bei zu feuchter Lagerung rosten.
Die Schreibmaschinensammler, Oldtimerfahrzeug und Oldtimerfahrradsammler schmieren ihre Schätze übrigens mit Owartol oder Leinölfirnis (Owatrol enthält Leinölfirnis und noch andere Sachen) ein. Das dringt auch in Rost ein und hindert den daran, weiter zu wachsen. Da ich auch ein paar mehr als 60 Jahre alte Fahrräder habe, weiß ich aus eigener Erfahrung dass das nach der Anwendung eine Zeit toll aussieht. Aber eine pflanzliche Öl-Schicht, mag sie noch so dünn sein, fühlt sich irgendwie klebrig an, und das tut sie auch, wenn man die Schätzchen - wie ich -auch gelegentlich fährt, und den Staub da wieder abzuwischen ist eine Qual und man muss wieder einölen. Man muss allerdings anmelden, das Pflanzenöl greift Metalle nicht an, es reagiert nicht schemisch damit. Das nur mal als Vergleichsparallele aus anderen Hobbybereichen.
Mit Retrobright haben wir ja ein Mittel, den Kunststoff mit Hilfe von UV-Licht wieder wie neu aussehen zu lässt. Jetzt kommt das Problem mit den Weichmachern hoch, nicht nur hier. Sowohl das Vergilben als auch das Entweichen von Weichmachern sind chemische Prozesse, Reaktionen mit der Lzft und anderen Stoffen in der Umgebung - am ehesten mit Rost zu vergleichen. Es werden verschiedene Vorschläge gemacht - warum hat eigentlich noch keiner Cockpitspray fürs Armaturenbrett vom Auto vorgeschlagen, wirkt dort ja anscheinend auch wunderbar, jedenfalls ein paar Tage, bis dann der Staub und Dreck um so besser drauf klebt - also ähnlicher Effekt wie bei Leinölfinis auf metallischen Oldtimern, reagiert aber auch chemisch mit dem Kunststoff. Damals in meiner Ausbildungszeit haben wir die Kunststoffgehäuse der Olivetti-Büroschreibmaschinen in der Werkstatt und beim Kunden in der Wartung auch mit einem Gemisch aus Spiritus und Nämaschinenöl gereinigt und poliert, was die auch wieder wie neu aussehen lässt. Mit selbigem klebrigen Effekt nach ein paar Wochen.
Das Problem ist, wir sind allesamt wahrscheinlich zu wenig (Kunststoff-)Chemiker, um abschätzen zu können, was bei all den Mitteln wirklich passiert. Mag sein, dass all diese Mittelchen kurz nach der Anwendung wirken, der Gilb ist weg, die Couchoberfläche fühlt sich wieder geschmeidig an. Aber was ist langfristig? Welche chemischen (Zersetzungs-)Reaktionen finden da statt? Eersetzt das Zeugs funktionsgleich die entwichenen Weichmacher? Man braucht nur mal in Automuseen zu gehen, wo berühmte Sportwagen aus den 1970ern und älter mit Kunststoffcockpit stehen. Diese Ferraris und Lambos wurden waren teuer und sicher damals mit den besten von den besten Mittelchen gepflegt, und trotzdem sieht man teils Fahrzeuge, bei denen die Cockpits anfangen zu zerbröseln - und das in einem Museum, wo es eigentlich Fachpersonal für die Erhaltung geben sollte.
Solange also zu den Mitteln keine Langzeiterfahrungen oder Klimakammer-Tests (zur Alterungsbeschleunigung) gibt, weiß ich nicht was ich tue. Ist es besser, nichts zu tun, ist es besser das vielleicht falsche zu tun?
RealLarry:
--- Zitat von: 1ST1 am So 30.06.2019, 13:05:37 ---warum hat eigentlich noch keiner Cockpitspray fürs Armaturenbrett vom Auto vorgeschlagen, wirkt dort ja anscheinend auch wunderbar, jedenfalls ein paar Tage, bis dann der Staub und Dreck um so besser drauf klebt - also ähnlicher Effekt wie bei Leinölfinis auf metallischen Oldtimern, reagiert aber auch chemisch mit dem Kunststoff.
--- Ende Zitat ---
Hab ich doch (ab #3). Diese Kunststoff-Tiefenpfleger werden in erster Linie genau dafür (KFZ) beworben. Ist ja heutzutage auch werbeträchtiger, als "...macht Ihr Atari XL-Gehäuse wie neu!1!11" ;)
Und bei den Kollegen vom Forum64, wie auch in anderen Retro- oder Bastelforen, kam das Thema dann eben darauf, dass die sich prima für alle möglichen Kunststoffe eignen würden.
--- Zitat ---Aber was ist langfristig? Welche chemischen (Zersetzungs-)Reaktionen finden da statt? Ersetzt das Zeugs funktionsgleich die entwichenen Weichmacher?
--- Ende Zitat ---
Also laut Hersteller des Dr. Wack A1 (siehe Link in #9) ersetzt es definitiv nicht entwichene Weichmacher. Weg ist weg. Ich mache mir halt etwas Hoffnung, dass die Weichmacher eben noch nicht zu 100% entfleucht sind und ich so den Rest/Zustand damit mehr oder weniger konservieren kann.
Selbst wenn ich die Geräte einmal im Jahr damit abrubbeln müsste, wäre der Aufwand ja vertretbar, wenn es denn etwas hilft. Besser als zerbröselnde Ataris *graus*
--- Zitat ---Solange also zu den Mitteln keine Langzeiterfahrungen oder Klimakammer-Tests (zur Alterungsbeschleunigung) gibt, weiß ich nicht was ich tue. Ist es besser, nichts zu tun, ist es besser das vielleicht falsche zu tun?
--- Ende Zitat ---
Schau'mer mal. Deshalb war zu erst das Sofa dran; das Ergebnis ist für mich sehr zufriedenstellend.
Ich bin mir aber sicher, dass es den Ataris zumindest nicht schaden wird. Und wenn es bei denen nichts bringt, war es wenigstens einen Versuch wert - und ich habe jetzt Pflegespray. Hat für 250ml gerade einmal 12 Euronen gekostet. Dafür freut sich jetzt mein Weib, dass ich ihr dann ja "auch mein Auto pflegen!" soll :)
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln