Das wichtige bei einem kommerziellen 68000-Core ist, dass er kommerziell ist, klingt doof, ist aber so. Kommerzielle Produkte haben professionellen Support durch den jeweiligen Hersteller, was im Profi-Umfeld manchmal sehr wichtig ist. Bei OpenSource und speziellen Probleme bist du dem Good-Will des freiwilligen Entwicklers ausgeliefert. Man stelle ich mal vor, vor 20-30 Jahren hat eine Firma auf Basis des 68000ers eine Industriesteuerung gebaut, vielleicht für die Chemieproduktion oder schlimmer gar für ein Kernkraftwerk. Irgendwann altert jede Elektronik, wobei 20-30 Jahre Dauerbetrieb schon enorm sind, und sowas ab und zu mal ersetzt werden muss. Kann man eigentlich noch irgendwo nagelneue 68000er kaufen? Wenn ja, würde einem Motorola noch helfen können, wenn es Probleme gibt? Motorola (Google-Tochterfirma!) kann doch heute nur noch Handys bauen... Wenn nicht, dann ist so ein VHDL Core doch schonmal die halbe Miete, man bildet die alte Hardware um den Prozesor herum auch als VHDL nach, bekommt seine alte Steuerung vielleicht auf einen Chip und kann sich die ganze Software-Neuentwicklung sparen, denn die Alte kann einfach weiter benutzt werden. Sofern die Software so programmiert wurde, dass sie nicht von Prozessorlaufzeiten abhängig it...
Fährt von euch jemand einen Opel? Habt ihr schonmal beobachtet, was die Mechaniker in der Opel-Werkstatt an euer Auto ranstöpseln, um den Fehlerspeicher auszulesen? Da steckt auch ein 68000er drin, zumindetens in den alten schwarzen Diagnosegeräten. Allerdings musste Opel für die aktuelle Modellgeneration dieses Diagnosegerät gegen ein neueres leistungsfähigeres (blaues mit ARM-Prozessor) austauschen. Seit dem läuft das alte Diagnosegerät als Softwareemulation auf den neuen Gerät (bzw. ein Teil davon auf dem angeschlossenen Laptop), weil man die ganzen Diagnosefunktionen der alten Autos nicht auf das neue Gerät portieren konnte - der Testaufwand mit allen Modellvarianten der alten Modelle wäre garnicht machbar gewesen - daher die Entscheidung, die alte Hardware einschließlich des 68000-8-Prozessors auf dem neuen Gerät zu emulieren. Hätte man bei der Entscheidung für das neue Gerät eine VHDL-Lösung eines 68000ers bei 32 MHz und professionellem Support dafür gehabt, hätte man sich vielleicht anders entschieden. Ich kannte mal einen der an der Entwicklung beteiligten Leute, und die haben sich zu dem Zweck auch verschiedene Open-Source-68000-Emulationen, also auch ST und Amiga, angesehen, und sich dann dagegen entschieden, den Opensource-Code der Prozessoremulation zu übernehmen. Weil damit hätten sie auch die anderen Teile der Emulation des Diagnosegeräts als Opensource-Gerät freigeben müssen, so läuft das nämlich bei der GPL. Und das geht nicht, weil damit z.B. so Sachen wie die Funktion der Wegfahrsperre oder andere Sicherheitssysteme der GM-Fahrzeuge ruckzuck für die Allgemeinheit offen gewesen wären. Statt dessen hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, und eine eigene Closed-Source-Emulation entwickelt. Man sollte garnicht glauben, was so ein Autohersteller neben seinen Kernkompetenzen noch alles so kann...