Autor Thema: Spekulatives  (Gelesen 3390 mal)

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guest401

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Spekulatives
« am: Fr 12.09.2003, 13:03:57 »
Hallo,

ich will mal etwas fantasieren darüber, wenn Atari+Commodore Anfang der 90er nicht pleite gegangen wären;

Hauptgrund für meine folgenden Gedanken ist die immer wieder aufgestellte Behauptung, Atari wäre wohl auch, wie Apple, auf den PPC Prozessor umgestiegen. MMn gibt es gewichtige Gründe, warum dem nicht so gewesen wäre (und gleiches gälte für den Amiga).

Dazu muß man folgendes berücksichtigen:

1. Warum hat Apple den schwierigen Weg des Umstieges vom 68k auf den moderneren und überlegenen PPC vollzogen, während der viel umsatzträchtigere PC-Bereich immernoch mit im Grunde veralteten CPU-Strukturen (x86) arbeitet. Nun, auf eine modernere CPU umzusteigen, heißt, kurzfristig das eigene System extrem zu benachteiligen: Anfangs gibt es für die neue CPU kaum Software, der Rest muß emuliert werden - die augenscheinliche Performance des neuen Rechners bewegt sich also weit hinter der mit dem alten Prozessor. Im PC-Bereich passiert dies nicht, weil es hier zum einen 3 CPU-Hersteller und viele Board-Produzenten gibt. Der erste, der auf eine modernere CPU umstiege, würde vorerst leistungsmäßig weit hinter die Konkurrenz zurückfallen - von Stabilitäts- und Kompatibilitätsproblemen (auch seitens einer dafür notwendigen neuen Windows-Version) mal ganz abgesehen... Deshalb wird dies wohl auch nicht so bald passieren, denn im PC-Bereich wäre hierfür erstmal ein großer Runder Tisch fällig... Apple konnte das hingegen alleine beschließen.

2. Wenn Atari und Commodore noch existierten, wäre folglich der Marktanteil beider Firmen beträchtlich höher gewesen. Auch Motorola hätte davon profitiert. Der Umsatz von Intel und AMD wäre also auch geringer gewesen. Nun ist aber genau dies ein Grund dafür, warum im PC-Bereich die MHz-Zahlen derart nach oben geschossen sind: Intel und AMD hatten gegenüber Motorola weitaus mehr Geld zur Verfügung, um in modernere Produktionstechniken zu investieren - und auf diese kommt es beim Hochschrauben der Taktzahl an. Bei einem höheren Marktanteil der 68k-Reihe im Bereich der Desktopsysteme hätte Motorola zum einen einen höheren Druck gehabt, diese Reihe ebenfalls MHz-mäßig zu pushen,  andererseits hätten sie auch das Geld dafür gehabt.
Sprich: Es hätte ein gesteigertes Interesse (und einen relevanten Markt) für Nachfolger des 68060 gegeben.

3. Aus den bisherigen Erkenntnissen ergibt sich die Situation, daß auch im Bereich der Motorola-Desktop-Rechner (Apple, Atari, Amiga) eine weiterbestehende Konkurrenz der Fall gewesen wäre, der Vergleichbarkeit schafft - auch wenn die Systeme untereinander (anders als im PC-Bereich) nicht kompatibel sind. D.H. alle drei hätten weiter gemeinsam auf das Vorankommen des 68k gebaut.

3. Es war Apple erst möglich, auf eine modernere CPU zu wechseln, als Atari und Amiga weg waren. Ja, es war aus dieser Situation sogar der einzig vernünftige Weg, denn mit dem Wegfall zweier Abnehmer im Desktop-Bereich war abzusehen, daß der 68k fortan stärker seinen anderen Markt, den Embedded-Bereich, bedienen muß. Apple brauchte also einen neuen Prozessor, der die abzusehende Distanz im MHz-Bereich durch moderneres Design wettmacht.

Fazit: Wären Atari und Amiga noch im Rennen gewesen, und evtl. auch gut im Rennen gewesen mit Marktanteilen wie sie Apple hat, hätte es vielleicht nie einen PPC gegeben - oder er wäre versandet wie ähnliche Projekte von Intel.

Wir hätten heute also 3-Ghz-68000-Rechner im Apple, Atari und Amiga, parallel zu den 3-GHz-Intels und AMDs...

Würde mich freuen, ein wenig spekulatives Diskussionsmaterial geliefert zu haben...

Gruß Alex