MegaSTE- / TT-Tastatur öffnen bzw. reparieren?

[czietz]

Hat jemand hier einmal eine MegaSTE- oder TT-Tastatur (m.W. beinahe baugleich) auseinandergenommen? Ich habe eine Tastatur, bei der neuerdings die Ctrl-Taste (und nur die) nicht mehr funktioniert. Wenn ich die entsprechenden Kontakte direkt auf der Platine brücke, wird ein Ctrl-Tastendruck erkannt. Der Fehler ist also nicht im Tastaturcontroller sondern mutmaßlich in der Tastenmatrix. Dieser Teil der Tastatur wird von Dutzenden Plastiknasen zusammengehalten. Viel Potenzial, eine abzubrechen, wenn ich unüberlegt herangehe.

Daher wüsste ich gerne vorher, was mich erwartet: So eine Membran, vermute ich? Fotos würden helfen. Eventuelle Reparaturtipps auch. Tastaturmembranen sind ja schwer zu reparieren...

[Lukas Frank]

Im inneren liegen mehrere Folien übereinander. Ist eine Folien Tastatur.

[R^2]

Hallo Christian!

Hat jemand hier einmal eine MegaSTE- oder TT-Tastatur (m.W. beinahe baugleich) auseinandergenommen?

Ja, ich!

Die Ataritastaturen haben selten das Problem, dass die Silberbedruckung auf den Folien defekt geht. Sollte dies mal der Fall sein, gibt es von Reichelt unter der Artikelbezeichnung LEITSILBER eine Silberlotpaste, die zur Reparatur hervorragend geeignet ist. Sie ist eigentlich für das Reparieren von heizbaren Autoheckscheiben gedacht, funktioniert allerdings auch prima für alle möglichen PC- und Atari-Tastaturen. Die flüssige Paste wird einfach mit dem Schraubendreher oder Pinsel aufgetragen, trocknen lassen und später die Konturen so frei kratzen, wie man sie braucht.

Dein Problem wird wahrscheinlich eher ein "hängender Gummiprömpel" bei der Tastatur sein. Das kommt gelegentlich bei einer meiner PC-Tastaturen auch vor. Auch eine meiner TT-Tastaturen hat dieses Phänomen. Insbesondere dann, wenn ich unbeabsichtigt einen Tag (oder ein paar Tage) lang einen Gegenstand (meistens einen Schraubendreher) auf die Tasten gelegt habe. Ein mehrmaliges kräftiges Betätigen der betroffenen Tasten bringt hier üblicher Weise eine gute Abhilfe. Da brauchst Du im ersten Schritt noch nicht einmal etwas auseinander nehmen.

Die Nasen zum Festhalten der Folien bei der Atari-Tastatur sind zwar nervig, aber mit etwas Geduld bekommt man das "Paket" schon auseinander. Wichtiger ist allerdings, dass du dir die Gummiprömpel mal genauer ansiehst. Manchmal gehen die nicht mehr ganz auseinander. Wenn der obige Trick nicht funktioniert, dann aufschrauben und die Gummiprömpel mal einfach sich "entspannen" lassen im ausgebauten Zustand. Das hilft auch.


Beste Grüße
Robert

[czietz]

Die Ctrl-Taste fühlt sich normal an, mehrmaliges auch heftigeres Betätigen hat keine Änderung bewirkt und der erwähnte Gummi-Prömpel sieht auf den ersten Blick aus wie die anderen. Ich lasse ich dennoch einmal "entspannen" ... aber für mich deutet das schon auf ein Problem auf der Folie. 

[Lukas Frank]

Video gefunden ...

https://www.youtube.com/watch?v=UuBQ3HsuVhs

[czietz]

Video gefunden ...

Danke. Auch wenn die gezeigte Reparatur in "wir bauen eine neue Folie ein" besteht, weiß ich wenigstens, wie es darin aussieht. Also kein "Sandwich" aus mehreren Folien mit Abstandshaltern, sondern eine Folie mit "Carbon"-Kontakten und das Gegenstück ist direkt an den Tasten.

[Lukas Frank]

Also haben die Innenseiten der Tasten/Drücker eine Leitfähige Beschichtung?

[czietz]

Also haben die Innenseiten der Tasten/Drücker eine Leitfähige Beschichtung?

Ja.

Ich habe die Folie nun extrahiert und ich denke, das Problem zu sehen. Siehe Fotos im Anhang. Das ist die Leiterbahn zur Ctrl-Taste (sie hat eine Spalte der Matrix ganz für sich); mit dem Multimeter kann ich messen, dass sie tatsächlich unterbrochen ist.

@R^2: Wie fixt man sowas mit Leitsilber? Die Leiterbahnen scheinen zwischen isolierenden Schichten eingebettet zu sein.

PS: Das sieht nicht wie ein typischer Leiterbahnriss aus. Eher wie ein Produktionsfehler(?), der nun nach 30 Jahren zum Ausfall führt.

[czietz]

PPS: Die Leiterbahnen scheinen auf eine transparente Folie aufgebracht worden zu sein und dann mit einer grünen Isolationsschicht (sowas wie Lötstoplack?) von oben abgedeckt worden zu sein, außer den an Stellen, wo Kontakte herausgucken sollen. Muss ich also die Isolationsschicht entfernen, um mit Leitsilber zu reparieren?

[R^2]

Hallo Christian!

Wie fixt man sowas mit Leitsilber? Die Leiterbahnen scheinen zwischen isolierenden Schichten eingebettet zu sein.

Ein ca. 3 bis 5 mm Schlitzschraubendreher mit noch scharfen Konturen funktioniert für alle notwendigen Arbeiten besonders gut.

Zuerst flach mit dem Schraubendreher ganz vorsichtig auf der Leiterbahn die Lackschicht abschaben. Nicht zu viel Kraft. Lieber vorher mit ganz wenig Kraft mal üben. Dann bekommt man ein Gefühl für die richtige Schabung.

Danach das Leitsilber auftragen. Vorher sehr gut schütteln und mit dem Schraubendreher vielleicht noch einmal in der kleinen Kanüle umrühren. Ein dicker Klecks reicht aus. Auch dies mache ich in der Regel mit dem gleichen Schraubendreher. Es macht nichts, wenn der Klecks sehr groß wird. Auch wenn Leiterbahnen verbunden werden, die man eigentlich gar nicht verbinden wollte. Alles erst einmal egal. Den Schraubendreher kann  man hinterher gut mit einem Papiertaschentuch abwischen. Es bleibt eigentlich nichts am Schraubendreher haften.

Zehn Stunden trocknen lassen. Sollte am Schraubendreher nun noch etwas Leitsilber dran sein, so kann man dies auch jetzt - nach 10 Stunden - recht gut mit dem Fingernagel abkratzen.

Danach wiederum den Schlitzschraubendreher nehmen und nun das Leitsilber, was zuviel ist, wieder vorsichtig von der Tastaturfolie wegschaben. Immer von der Leiterbahn, die man erhalten will, wie ein kleiner Stecher weg zu dem Teil hin, der weg soll. Diese Arbeit sollte einfach gehen, da meine Erfahrung ist, dass das feste Leitsilber wie "der Kleberest eines Aufklebers" einfach entfernbar ist. Man kann das Leitsilber recht gut modellieren mit dem Schraubendreher. Den Schraubendreher wie einen Stechspatel benutzen.

Kratz man zu viel weg, einfach wieder Leitsilber auftragen und das Prozedere noch einmal durchführen. man muss halt nur wiederum 10 Stunden warten. Das ist der einzige Nachteil.

Ich hoffe, es war auch ohne Bilder verständlich?

Beste Grüße
Robert

[R^2]

Nachtrag

Ein ca. 3 bis 5 mm Schlitzschraubendreher mit noch scharfen Konturen funktioniert für alle notwendigen Arbeiten besonders gut.

Alternativ kannst Du auch eine alte Plastikkarte nehmen und einen etwa 3 bis 4 mm breiten Streifen abschneiden. Die Kante dieser so modifizierten Plastikkarte lässt sich ebenso gut zum Schaben nutzen.

Jeder andere Gegenstand der eine gerade, plane aber stumpfe Fläche von ca. 3 bis 4 mm bietet ist geeignet.

Gruß Robert

[czietz]

Ich hoffe, es war auch ohne Bilder verständlich?

Klingt nach einem Plan. Ich mache mich mal auf die Suche nach einer Quelle für Leitsilber. (Bei Reichelt, dem <zensiert>-Laden, kaufe ich aus Prinzip nicht, wie Du weißt.)

[Arthur]

Ich hab jetzt nicht alles gelesen... würde es allerdings mal mit einem Bleistift probieren. Evtl. ist die Folie dafür zu glatt... dann irgendwie vorher anrauhen... evtl. mit einem Q-Tips und einen Tropfen Aceton antupfen.

[czietz]

Funktioniert wieder! 

Die beschädigte Stelle mit einem Glasfaserstift entfernt und abisoliert. Dann mit Leitsilber repariert.

Danke an alle, die mit Tipps geholfen haben, besonders @R^2.

[Arthur]

Schön das dadurch die Hardware durch eine kleine Reparatur vor der Entsorgung gerettet wurde.

[drzeissler]

Bei meiner MegaSTE Tastatur sind auch mehrere Tasten defekt...ich befürchte ich muss da ran, weil auch die "ESC-Taste" betroffen ist. Aktuell verwende ich am MegaSTE eine MegaST Tastatur.