Mittlerweile frage ich mich echt, ob das eine gescheite Idee von uns war damals, die ganzen Betriebssysteme und vor Allem die Software mitzuliefern als ACP, und damit die unterschiedlichen Projekte und Hardware, und "externe" Software zu vermischen. Die allermeisten Fragen zur FireBee sind und bleiben nämlich Anwendungsfragen. Ich würde sogar soweit gehen, daß die meißten Fragen eigentlich "Wie nutze ich Ataris" betreffen. Irgendwie haben wir da der vollendeten Verantwortungsdiffusion zugearbeitet, und alles ist ein riesen Kuddelmuddel. Ich schließe mich da auch selber nicht aus, fragts manche Entwickler die ob meiner Nachfragerei schon öfter mal verzweifelt sind
Also hier nochmal der Versuch Licht ins Dunkel zu bringen:
CPU:
Die ColdFire CPU hat nur rund 2/3 der Befehle der 68k CPUs eingebaut. Die am wenigsten genutzten 68k-Befehle wurden anno dazumal von Motorola einfach rausgekickt um einen billigen einfacheren Prozessor anbieten zu können. Die fehlenden Befehle gibt es als frei nutzbare cf68klib Software, die diese Befehle dann eben in Software abarbeitet. Dummerweise gibt es zwei Befehle die sich anders verhalten – der Qell der allermeißten Inkompatibilitäten, ...
Die Betreibssysteme:
Im Rom ist einerseits das FireTOS. Das beinhaltet neben dem Falcon 4.04 TOS auch einen Haufen Zusätze wie die eingebaute cf68klib (um sich weitgehend wie ein 68k-Prozessor zu verhalten), den USB-Treiber, Radeon-Treiber u.v.m.
Das FireTOS ist das System der Wahl, wenn man ältere Atari-Programme oder 68k-Programme nutzen will.
TOS 4.04 full ist eine Version mit ein paar zusätzlichen Funktionalitäten die man gerne hat wenn man TOS als Singletasking-System nutzen will. Also ohne MiNT. Z.B. ein tftp-Server, dhcp und einiges mehr. Diese DInge werden sonst von MiNT zur Verfügung gestellt und sind echt nur von Interesse wenn man TOS alleine nutzt.
EmuTOS für die FIreBee ist ein reines ColdFire-Betriebssystem das ebenfalls im ROM ist. Es kann nur mit Programmen die für ColdFire kompiliert wurden genutzt werden. Glücklicher Weise sind fast alle Neuentwicklungen einfach für die CPU zu kompilieren. Bekannte Atari-Programme laufen damit natürlich überhaupt nicht. Ebenfalls lässt sich das offizielle FreeMiNT Setup damit nicht nutzen. EmuTOS kann nur alleine oder mit einem – selbst aufgesetzen – FreeMiNT für ColdFIre CPUs genutzt werden. Die Tatsache ist immer noch am schwersten zu vermitteln, und jeder 3. User fragt nach warum EmuTOS mit der vom ACP gelieferten CF-Karte und dem MiNT drauf nicht läuft, ...
Darüber hinaus hat EmuTOS keinen USB-Treiber. Seit einiger Zeit kann der USB-Treiber vom FireTOS auch im EmuTOS mitgenutzt werden, wenn man das EmuTOS über das FireTOS-Auswahlmenü startet (nicht über den DIP-Switch am Board). Wie Sönke schon gesagt hat geht diese Funktion jetzt besser. Das TOS selbst bekommt dann aber nicht mit daß USB überhaupt genutzt wird.
FreeMiNT
Ist ein Multitasking-Betriebssystemaufsatz. Es wird, wie auf Ataris üblich, vom Massespeicher gestartet, und zwar per Programm im AUTO-Ordner. Unser offizielles Setup benötigt zwingend das FireTOS und dessen eingebaute cf68klib. Auch wegen den 50 Anwendungsprogrammen die mitgeliefert werden. Es startet also nicht "TOS als MiNT", sondern zuerst TOS aus dem ROM, dann das MiNT per AUTO-Ordner-Programm von der CF-Karte und ersetzt manche Teile vom TOS dann, wie auch schon bisher bei jedem MiNT üblich. Dann wird das gewünschte AES geladen. Im Fall vom offiziellen Setup das XaAES das ein Kernel-Modul vom FreeMiNT ist. Man kann aber auch MyAES und seit neuestem auch zuverlässig N-AES nutzen. Obendrauf kommt dann noch der Desktop. Im Falle vom Setup entweder Thing als 68k-Version oder Teradesk als ColdFire-Programm. Teradesk könnte somit auch mit EmuTOS alleine genutzt werden. Wer sich selber ein MiNT für EmuTOS aufsetzt muß auch Teradesk nutzen.
Neben der cf68klib als Emulation für die fehlenden Befehle (von der man nichts mitbekommt, da sie ja fix im FireTOS eingebaut ist) gibt es auch noch Vincents 68k-Emu. Dabei wird die 68k CPU komplett emuliert, während alles Andere neben der CPU trotzdem Colfire-native bleibt, also alle Systemaufrufe usw. 68k-Emu kann also eine Möglichkeit sein schwierige Programme unter FireTOS zum laufen zu bekommen, bzw. ist es die einzige Möglichkeit 68k-Programme direkt im EmuTOS überhaupt zu starten. Geht natürlich auch nicht in allen Fällen.
Viele Programme die nicht laufen, gehen schon alleine wegen FreeMiNT nicht! Das hat dann nichts mit der Hardware und dem Prozessor zu tun, sondern mit dem Multitasking, der Bildschirmauflösung usw. Es kann also hilfreich sein Programme auch nur mit TOS zu probieren. Als Daumenregel, GEM-Programme, die auflösungsunabhängig arbeiten laufen am ehesten. Programme die schon mit MiNT, MagiC oder gar original Falcons Probleme machen werden vermutlich nicht gehen. Wie richtig gesagt ist die FireBee kein ST-Ersatz, sondern eine Flotte GEM-Maschine auf Falcon-Basis.
Zum MiNT is noch anzumerken, daß auch das AES große Auswirkungen drauf hat ob Programme laufen oder abstürzen. Z.B. kommt das MyAES viel besser mir vielen TOS-Programmen zurecht, als das XaAES.
Fazit:
• EmuTOS nur nutzen wenn man verstanden hat was man tut. Wie Sönke richtig gesagt hat ist es primär als Fallback-System gedacht. Und natürlich für die Open-Source Freaks und jene, die alte Atari-Programme nicht brauchen, und ein blitzschnelles sauberes ColdFire Betriebssystem wollen. EmuTOS mit der CF-Karte (und dem MiNT drauf) geht so mal nicht. Wer MiNT mit EmuTOS will, muß sich das selber installieren!
• FireTOS "full" nur nutzen, wenn man TOS alleine als Singletasking (also ohne CF-Karte mit offiziellem Setup) nutzen will.
• FireTOS mit FreeMiNT im Auto-Ordner ist der "Normalfall"
• Immer mitbedenken, daß die allermeiste Software eigene Projekte sind. EmuTOS, FreeMiNT, MyAES, Teradesk, alle 4 Programmiersprachen, ... sind eigenständige Projekte. Zwar ist das ACP recht eng damit verzahhnt und es gibt viele personelle Überschneidungen, aber die Lorbeeren (und eigentlich der Support) gehören den Projekten.
• Viel Dokumentationen lesen. Einerseits die original Atari Dokus (immerhin ist das FireTOS ein stinknormales TOS 4.04) dann lassen sich Fragen wie "Sprache umstellen" usw. mit Infos von vor 30 Jahren leicht lösen. Andererseits die ganzen Readmes und Infos die die Projekte bzw. wir vom ACP geschrieben haben, damit ist auch schon viel gewonnen!