Und es kommt noch schlimmer...
Firebee SchaltplanImmerhin, die Firebee läuft ja mit einem externen Steckernetzteil (und zieht scheinbar nur einmal 9-24V), da gibts ja CE konforme Netzteile wie Sand am Meer, und alles dahinter ist "Kleinspannung". Das heißt, die Firebee ist - in Abhängigkeit des Netzteils - schonmal sicher was Störungsaussendung und Störungsempfindlichkeit auf der Netzspannung angeht, weil das bereits von einem CE-konformen Netzteil abgefangen wird.
Aber, jede Schnittstelle eines Rechners wirkt wie eine Antenne. Und zwar sowohl in Empfangs- als auch Senderichtung. Daher müssen bei einem EMV-konformen Gerät alle Schnittstellen und dazu gehört bei einem Steckernetzteil dessen Anschluss am Rechner mit EMV-Filtern versehen sein. Und auch das Gehäuse trägt seinen teil dazu bei, denn jede Leiterbahn ist auch gleichzeitig eine Antenne. Immerhin, das Firebee-Gehäuse ist ziemlich geschlossen, das sollte sich was interne Signale angeht, gut auswirken.
Auf Seite 6 ist die Netzteilbuchse, ohne Filterspulen, dahinter immerhin einige Elkos zur Glättung. Wenn doch mal durch das Netzteil auf die Versorgungsspannung der FB durchschlägt, ist sie relativ ungeschützt, zumindestens bis zu dem LM2679 und den 4x LM2854 und dem TPS61087 für die Erzeugung der einzelnen Versorgungsspannungen. Außerdem, auch das zweiadrige Netzteilkabel ist eine Antenne (es sei denn die Masse ist gleichzeitig Abschirmung und ist idealerweise geerdet), wenn da einer einen 1kV EMC-Prüfpuls drauf gibt, gibts ohne Filter dicke Backen. Aber wenn ich mir schon die serielle Schnittstelle ansehe, da gehts aus den Max232 raus (oder rein) direkt auf den DSUB-Stecker, ohne irgendwelche Spulen oder Kondensatoren dazwischen (da müsste ein Hochpassfilter rein, der alles rausfiltert, was über der maximalen Baudrate der Schnittstelle ist.), das selbe bei Midi (dort sind nur Widerstände zur Strombegrenzung drin). PS/2-Anschluss ohne Filter (Seite 6). Atari-Keyboard ohne Filter (Seite 5, vergleicht mal mit dem Schaltplan eines Mega ST, Mega STE oder TT, da sind wenigstens Spulen drin, was vor etwa 1995 auch noch Ok war, denn Geräteentstörung gibts nicht erst seit den EMV-Bestimmungen ab1995... - CE würde ein echter ATARI heute auch nicht mehr schaffen.), Drucker ohne Filter (Seite 5), DVI ohne Filter (Seite 2). Audioanschlüsse ohne Filter (Seite 3). Gameport ohne Filter (Seite 6). USB ohne Filter (Seite
. Nochmal RS232 ohne Filter (Seite 9).
Das das Thema den Schaltplanerstellern nicht ganz unbekannt ist, sieht man an dem sehr hübsch aufgebauten Spannungsfilter für die 5V des Audiochips auf Seite 3 (wo aus 5V die 5VA gemacht werden), und sogar eine eigene Audiomasse, denn wenn man schon den Soundchip nicht sauber versorgt, kommen an den Audioausgängen hübsche Störgeräusche raus, die den MP3-genuss stören könnnen...
Was der Firebee zugute kommen dürfte, ist dass die Chips vergleichsweise wenig Strom verbrauchen, und wo wenig Strom, da nur schwache elektromagnetische Welle, nicht zu vergleichen mit einem Pentium, insbesondere dem Vierer... Das könnte mildernd wirken, zumindestens was die Störausstrahlung angeht. Aber EMV-Filter darf man trotzdem nicht einfach weglassen. Umgekehrt, bei der Störempfindlichkeit hilft das nicht. im Prüflabor gehen die her und feuern mit einem Sender Prüfimpulse mit verschiedenen Frequenzen und Feldstärken auf die Geräte und gucken was passiert...
Ihr könnt ja mal schauen, wie solche Filter bei namhaften Mainboard-Herstellern aussehen, manche Board-Schaltpläne sind durch irgendwelche Kanäle ins Internet gelangt, hier zum Beispiel was von ECS Elitegroup, 945g-m3 aus dem Jahr 2008:
https://de.scribd.com/doc/53252333/intel-945-motherboard-circuit-diagram, Seite 10 VGA, Seite 22 LPT1 (Vergleicht mal mit Printer bei der FB!), Analog-Audio (Seite 26), Anzumerken ist dabei, dass mit den Jahren auch die Schnittstellebausteine immer besser wurden, so dass teils weniger externe EMV Beschaltung nötig wurde, wenn der Chip und der Schnittsellenstecker nicht zu weit auseinander liegen. FPGA-Ausgänge haben sowas aber nicht. Da ich selbst mal beruflich mit der Sache zu tun hatte, erinnere ich mich aber teils noch an Sessions, Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt, auf der anderen Seite jemand aus der R&D-Abteilung in Taipeh, Lötkolben in der eine Hand, Lötzinn in der anderen, um bei der Prüfung durchgerasselte Boards passend mit winzigen SMD-Kondensatoren und Spulen umzubauen, für den nächsten Lauf im EMV-Labor... Und das handmodifizierte Board taugte dann nicht für die Baumuster-Zertifizierung, sondern nur als Proof-of-Conecpt, finalisiert wurde das dann mit geändertem Layout, kostete nochmal...
Hier mal als Referenz ein EMV-Prüfbericht eines Mainboards
ASUS Crossblade Ranger, so sieht sowas aus und das wird da gemacht.
Mag sein, dass es bisher bei den schon draußen befindlichen Bienen noch zu keinem Problem gekommen ist, das dürfte aber auch Glück sein.
Ich weiß, jetzt kommt gleich jemand und stöhnt, aber so ist es halt...