Angeregt durch den Artikel über die Pressinformation möchte ich nun mal ein kleines Fazit aus Nutzersicht ziehen, was die Anwendungsmöglichkeiten der Firebee angeht:
Seit ein paar Jahren habe ich sie nun, meine Firebee. Eigentlich habe ich mir erhofft, dass sie eines Tages meinen Atari Falcon ersetzen könnte und ich alles damit machen kann, was ich mit dem Falcon auch kann... als Gamer (ja, es gibt tatsächlich Atari Falcon Gamer) habe ich natürlich gehofft, dass die ganzen Falcon Spiele darauf laufen werden. Nun, in dieser Hinsicht wurde ich leider bisher enttäuscht, weil die Firebee (Alpha Edition) eben noch kein Falcon Clone ist, da essentielle Teile wie VIDEL und DSP Chip noch nicht in den FPGA integriert sind. Der FPGA ist jedoch ein sehr innovatives Bauteil der Firebee, so dass auch viele andere Anwendungsmöglichkeiten denkbar wären (Hardwareemulation divereser Konsolen, etc.), für nicht Atarianer sollte man so etwas erwähnen, wenn man sie für die Firebee interessieren will...
Also als Falconersatz scheidet die Firebee momentan aus.
Demnach ist die Firebee also ein moderner Rechner mit TOS- Betriebssystem und "konkurriert" meiner Meinung nach mit Clonen wie dem Milan, oder dem Hades, die ich beide schon besessen habe. Hier schneidet die Firebee deutlich besser ab, denn sie bringt funktionierendes USB, LAN und ein komplettes MINT mit. Zudem ist die Bauweise sehr kompakt.
Für Internetanwendungen taugt die Firebee meiner Ansicht nach voll, solange man auf Javascript, Flash und Co. verzichten kann.
Die meisten "großen" Atari Anwendungen (aus dem Nicht- Musikbereich, weil ja eben noch nicht alle Falcon Hardware vorhanden ist) laufen auch... Papyrus, Smurf, etc. und das Ganze in sehr ordentlicher Geschwindigkeit.
Eingeschränkt wird die Produktivität leider durch fehlende Druckertreiber (wie bei jedem Atari) und vor allem durch die derzeit nicht funktionstüchtige parallele Schnittstelle. Die einzige Möglichkeit zu Drucken besteht derzeit darin, einen Atari kompatiblen Drucker ins Netzwerk einzubinden (geht mit der Fritzbox) und dann mittels eines kleinen Programms die Daten dahin zu schicken.
Meine Idee hierzu: entweder CUPS auf Mint portieren (was ja ansatzweise schonmal da war), oder (wie bei diversen Android Apps) eine externe Lösung, wo CUPS auf einem Server läuft, der dann die Daten an einen modernen Netzwerkdrucker schickt. Quasi eine Print-app für den Atari, mit der man zuhause einen modernen Drucker nutzen könnte... nutze so etwas seit Jahren über Android, wieso nicht auf dem Atari (muss ja nicht Firebee exklusiv sein)? --> wer schreibt die?
Zudem laufen auf der Firebee einige Spiele (scummvm, openttd, doom), die auf den bisherigen Clones eher mäßig liefen und mit Arkanoid und Elansar gibt es schon zwei Spiele, die speziell angepasst wurden.
Leider scheitern die Entwickler immer wieder an den noch vorhandenen VDI Bugs, so dass die Graphikausgabe nur über GEM erfolgt, was Vollbild nur bedingt möglich macht und die ganze Sache verlangsamt. Hier sehe ich den dringendsten Handlungsbedarf, da Neuentwicklungen daran scheitern und die Fortsetzung von Elansar aus diesem Grund nicht mehr für die Firebee erschienen ist, was ich sehr schade finde!
Dank Apps wie Aniplayer und Mxplay ist die Firebee in der Lage, nebenbei Mp3s abzuspielen, was auf den Clones nicht möglich war.
Die Firebee macht vieles gut und bewegt sich irgendwo zwischen Falcon und Clone. Dadurch hängt sie leider auch ein wenig in der Luft und ist nicht Fisch und nicht Fleisch, was momentan aber noch nichts schlechtes bedeuten muss.
Etabliert hat sie sich in der deutschen und tschechischen Atari Szene definitiv schon, aber leider sind die meisten Besitzer lediglich User und können das System nur bedingt unterstützen.
Ich persönlich würde mir wünschen, dass eine Möglichkeit geschaffen wird, moderne Drucker zu nutzen, weil das die Produktivität steigern würde, zudem wird dringend ein "eigenes" Office benötigt. Und die VDI Bugs sollten oberste Priorität haben, weil dann viele Anwendungen und Spiele besser laufen würden.
Dann sähe ich nach wie vor die Chance, die Firebee als Nischencomputer zu etablieren, z.B. als Einsteigersystem fürs Kinderzimmer für experimentierfreudige Jungendliche. Aber dafür gibt´s ja eigentlich schon den Raspberry Pi
LG,
Chris