Autor Thema: Verbastelte Platinen reinigen ...  (Gelesen 21526 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

guest2071

  • Gast
Verbastelte Platinen reinigen ...
« am: Di 13.01.2009, 11:12:22 »
Gentlemen,
habe hier einen 520 ST, der wohl auf 1 MB aufgerüstet wurde und noch irgend eine Spielerei (Echtzeituhr? Jedenfalls etwas mit Batterien) verbaut bekommen hat. Das macht das Innenleben ziemlich voll, aber leider ist alles irgendwo drangelötet und nicht so ohne weiteres zu Reinigungszwecken zu entfernen. Und das ist der Punkt: die Platine sieht aus wie Hund und daher würde ich die eigentlich gerne mal sauber machen. Ich kenne Story's von Commodore-Enthusiasten, die das bei völlig verranzten Amigas auch brachial mit Wasser und Bürste bei vollbestückter Platine gemacht haben - hielte das auch so ein Atari-Board aus? Unser Wasser ist stark kalkhaltig, vielleicht sollte ich also lieber abgefülltes nehmen, damit es später beim Trocknen keine Sauerei gibt? Oder wie bekommt ihr Eure Platinen sauber, ohne gleich den Lötkolben zu schwingen?

Offline Lynxman

  • Moderator
  • *****
  • Beiträge: 2.171
  • Nicht Labern! Machen!
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #1 am: Di 13.01.2009, 20:17:59 »
Ich nehme Isopropanol.

Allerdings mußt Du da ein paar mal nachreiben weil es den Schmutz ja nicht auflöst, sonder anlöst und das kann erst mal herrlich schmieren.

Das Zeug bekommt mman in jeder Apotheke.

Bestell Dir aber unbedingt 99%iges und nicht 70, das taugt dafür nicht.
Und unbedingt für Industrielle Anwendung sonst wirds Mega-teuer.

1L sollte nicht mehr als 5€ kosten!

Im Raum Stuttgart hatte ich von 3,xx€ bis 7,50€ alles dabei. (Habe eine Zeit lang für meinen Arbeitgeber öfter eine Flasche gekauft.)
Aktuelle Lynx FlashCard Firmware: hier klicken

Nerd? I prefer the term INTELLECTUAL BAD ASS

Ich kann nicht alle glücklich machen, ich bin ja keine Pizza!

Werde auch Du Fan von Lynxmans Basteltagebuch!  Klick mich, Du willst es doch auch! ;)

Offline matashen

  • Benutzer
  • Beiträge: 1.779
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #2 am: Di 13.01.2009, 20:56:10 »
Ich guck mal nach wo wir in der Arbeit das Zeuch kaufen, ich glaub wir beziehen das auch so zu solchem Preis. Wenn du zuviel geld hast kannst du auch nen Leiterplattenreiniger in der Dose kaufen.

Gruß Matthias
Have you played Atari today ?!

Offline Beetle

  • Board Moderator
  • *
  • Beiträge: 879
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #3 am: Mi 14.01.2009, 01:28:10 »
Auf der letzten Outline machte mein EeePC plötzlich Probleme.

Grund: Weil die Kopfhörerbuchse mit zuviel Gewalt eingesetzt wurde, innen wohl irgendein Metallteil etwas im Weg war, gab es immer winzige Kratzer an meinen Kopfhörersteckern. Dieser feine Chrom- und Messingstaub hatte sich mittlerweile im ganzen Gerät verteilt.
Unter jedem Aufkleber waren Metallpartikel.

Ich habs einige Male mit 'Puste' und Pinsel versucht. auch mal mit Druckluft aus ner Airbrush-Dose. Das half aber alles nicht richtig, wurde zwar immer etwas besser,aber ständig hatte ich unvermittelte Abstürze.
Garantie war nicht, da ich bereits drin rumgelötet hatte...

Als letzten Versuch hab ich das Mainboard ausgebaut, alles abmontiert was nicht verlötet ist und das Board mit einer kompletten Dose
acetonfreiem Bremsenreiniger abgespült. Da diese Dose ordentlich Druck hat, konnte ich damit auch den Staub unter den Chips entfernen.
Da kein Wasser da drin ist trocknet das in Minuten völlig wieder ab.
Da kein Aceton drin ist, wird Farbe und Lötstoplack nicht angegriffen.

Ich will ja nicht sagen, das es das nonplusultra wäre, aber mein EeePC läuft seitdem endlich wieder einwandfrei.

Das Produkt das ich verwende heisst 'CarTechnic Bremsenreiniger' und kommt von A.T.U. (Auto Teile Unger).

Zusammen mit ner alten Zahnbürste bekommt man damit jeden Dreck runter.
Das Board glänzt danach wie frisch lackiert. Aufkleber werden angelöst,
Aufkleber-Kleber Reste muss man gründlich wegputzen sonst gibts einen klebrigen Schmierfilm.

Löst auch gut Nikotin-Gilb und hartnäckigen Schmutzfilm auf Keyboards.
Macht Reifen von Modellrennautos griffig, besonders auf Teppich (daher hab ich das Zeug).

Munter bleiben,
Stefan
Falcon ct63 ->68060@90MHz im Ex-ST Gehäuse, 14/512 MB, DVD-Brenner, 120GB SSD, EtherNAT (Netzwerk, USB), MicroCosmos (nur USB->IKBD Funktion), SuperVidel, 27" 16:9 TFT 2560x1440

frank.lukas

  • Gast
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #4 am: Mi 14.01.2009, 14:33:03 »
Hallo finchy,

wenn das mein Mainboard wäre ...

Unter der Dusche ohne Reinigungsmittel einfach sehr, sehr heiß abduschen. Und dann trocknen lassen, das sollte recht schnell an der Luft gehen wegen des heissen Wassers. Ansonsten nutze ich gerne meinen Kompressor, mit der Ausblaspistole trocken blasen. Mit WL Spay (z.B. von Reichelt) komplett und reichlich absprühen. Ablüften lassen und fertig ...

Rost geht mit Essig Konzentrat pur weg. Einfach einlegen und einige Stunden warten, abspülen unter Wasser und fertig. Vorsicht die Teile Rosten sofort wieder an. Teile nur ausgebaut bzw. entstückt in Essig legen.

Das Atari Mainboard hält das aus. Ebenso alle Bauteile. Wichtig ist halt aus keinerlei Feuchtigkeit auch nicht in den Hülsen der Buchsen zurück bleibt.


grüße

  frank
« Letzte Änderung: Mi 14.01.2009, 14:41:24 von frank.lukas »

guest2186

  • Gast
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #5 am: Fr 16.01.2009, 00:08:07 »
also das mit heißem Wasser und duschen kann mehr als gefährlich enden, da bekannterweiße die alten elkos davon aufgehen, da der rand mit ner haut aus kunststoff überzogen is (dank an den einkäufer von tramiel :-( )... würd ich also lassen. Viel viel einfacher
Isopropynol war schon klasse als tip. was ich seit jahren mache? ich nehme 2-3 liter isopr. und wasche das board darin, wie nen kind inner badewanne. also einweichen lassen (ca. 10min), dann hin und her schwenken... dann nen fusselfreien pinsel (Schweineborsten sind nich so dolle, eher nen pinsel fürs abbeizen nehmen) und die unterseite mit lötkontakten abreiben... die oberseite zwar auch abpinseln aber vorsichtiger...

Wenn das fertig is, das teil auf nem trockentuch und an eine gemäßigt warme stelle legen... nicht die heizung... nach ca. 10-20min is dat board trocken... nun mit nem fön, wo du auch auf kalt-luft stellen kannst (Und der halt ,,hinten'' keine staubfussel hat) das ganze sauberfönen...
gut is...
sieht aus wie neu, und du bist sicher, daß kein oxyd (Was sich bei wasser unmittelbar bildet... auch beim abduschen) irgendnen kontakt verschlechtert...

so mache ich das seit 1982, weil da mußte ich meinen 400er das erste mal reinigen...
seitdem reinige ich alles min 1.mal im jahr, da ich starker raucher bin... *ggg*

Offline matashen

  • Benutzer
  • Beiträge: 1.779
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #6 am: Sa 17.01.2009, 10:03:45 »
OK, und wie bekommst du als starker Rauscher den ganzen Gilb wech....

Gruß Matthias
Have you played Atari today ?!

guest2071

  • Gast
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #7 am: Sa 17.01.2009, 17:51:20 »
Danke für die vielen informativen Antworten!

Also reines Wasser aus der Leitung ist bei uns nix, da wir - wie geschrieben - einen enorm hohen Kalkanteil haben. Also neben Rost habe ich bei Lufttrocknung noch nette weiße Kalkflecken auf der Platine.

Der acetonfreie Bremsenreiniger ist den Versuch wert; wenn das mit Tastenkappen klappt, versuche ich das auch mal vorsichtig am Gehäuse.

Isopropynol ist auch ein interessanter Tip ... interessante Lösung. Und Du reinigst schon seit 1982 deine Rechner regelmäßig? Ist Dir nicht irgendwann die Lust am Rauchen vergangen ;)

Ich habe beim Durchsehen in der Besenkammer noch Schimmelreiniger gesehen ... das scheint ziemlich starkes Zeug zu sein und stinkt bestialisch (vermutlich Chlor drin?) ... wäre das auch eine Möglichkeit? Ich teste das vielleicht die Tage mal an einer vergilbten, kaputten Atari-Maus.

MfG
finchy

Offline Dennis Schulmeister

  • Galerie Moderator
  • Beiträge: 535
  • Do be do be do -- Sinatra.
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #8 am: Sa 17.01.2009, 19:15:53 »
Danach kannst du den ATARI aber nicht mehr verwenden, weil er dann auch so bestialisch stinkt. Aber dafür ist wenigstens der Schimmel der Zeit weg. :D

Gruß,
Dennis 8)
Wenn ich mal groß bin, will ich bei Atari arbeiten.

frank.lukas

  • Gast
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #9 am: So 18.01.2009, 16:55:46 »
Bremsenreiniger tut es nicht da er Rückstände auf der Platine hinter lässt. Wenn normales Wasser in die Elko's eindringen kann, macht das Isopropanol erst recht da es noch besser kriecht als Wasser. Nach dem Wasserbad werden alle verbleibenen Rückstände mit Hilfe von WL entfernt.

Die Elko 's welche nicht überlegen und zu grunde gehen werden einfach durch neue ersetzt.

Nur dadurch das Wasser an ein Metallteil kommt, heisst ja nicht das es sofort Rostet. Wichtig ist halt alles gründlich Trocken zu blasen. Es Rostet nur wenn Feuchtigkeit über eine ganze Weile sich im Rechner befindet.

Na ja, Wasser ist halt nicht jeder seine Sache !


Eine Dose oder zwei 400ml WL Spray plus Zahnbürste und ein wenig Zeit tut es auch .   


grüße

  frank

Einfach mal GOOGLE befragen -> platinen reinigung "elektronik"

Offline Lynxman

  • Moderator
  • *****
  • Beiträge: 2.171
  • Nicht Labern! Machen!
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #10 am: So 18.01.2009, 18:22:45 »
Als ich noch in der Leiterplattenbestückung gearbeitet habe, wurden die Boards nach Reparaturen etc. immer in Isopropanol gereinigt. Für Elkos anscheinend kein Problem.

Wenn Wasser besser dafür geeignet wäre, hätte das Unternehmen sicher nicht das teuer Isopropanol dafür genommen.
Aktuelle Lynx FlashCard Firmware: hier klicken

Nerd? I prefer the term INTELLECTUAL BAD ASS

Ich kann nicht alle glücklich machen, ich bin ja keine Pizza!

Werde auch Du Fan von Lynxmans Basteltagebuch!  Klick mich, Du willst es doch auch! ;)

Offline matashen

  • Benutzer
  • Beiträge: 1.779
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #11 am: So 18.01.2009, 23:28:11 »
Also ich arbeite auch in der Leiterplattenfertigung,
da wird zu 80% Isoprop verwendet.
Und sonst Industriereiniger Puran SC und Zestron ES200(Oder auch Zestron HC).
Ich denke aber das diese Industriechemikalien kaum ein Bastler sich beschaffen wird da zum einen wesentlich teuerer und zum anderen auch schwerer zu beschaffen.

Es gab mal vor ein paar Jahren die Idee Reiniger auf Wasserbasis zu nehmen, da weniger Entsorgungsgebühren und auch Reiniger günstig sind. Das ist aber schwer in den Griff zu bekommen, da Isoprop und andere Reiniger auf Alk oder Lösungsmittelbasis einen niedrigen Dampfpunkt haben und daher schnell wegverdunsten. Wasser hat den Dampfpunkt mit 100° sehr hoch, und gerade bei Bauteilen wie Schalter Drossel etc. Wo Hohlräume vorhanden sind, zieht es durch Kapilarwirkung Wasser rein und kann hier Schäden verursachen. Nicht umsosnt muss Elektronik vor der einbringung durch Wärme wie etwa dem Löten,vorgetrocknet bzw. getemperd  werden. Bei einer Zwischenbehandlung mit Reinigern ist dies nicht nötig. Der Hauptgrund darin liegt das sämtliche Materialien der Elektronik Wasser einlagert -  etwa Epoxy (Leiterplattenmaterial) oder auch die Vergussmasse der ICs (kritischtes Material bei berührung mit Feuchtigkeit) Allein eine hohe Luftfeuchte kann schon eine Schädigung hervorrufen (gerade bei Speicherchips - oder allgemein CMOS).

Ich rate daher dringensd von Wasser ab.
Es KANN gutgehen.
Alkohol und Elkos vertragen sich im übrigen hervprragend!

Gruß Matthias
Have you played Atari today ?!

frank.lukas

  • Gast
Re: Verbastelte Platinen reinigen ...
« Antwort #12 am: Mi 21.01.2009, 12:49:07 »
Wie matashen schon sagte sollte man Wasser nicht verwenden vorallem nicht wenn man keine möglichkeit hat an Pressluft zu kommen zum Aus und Trockenblasen.

Im Hobbybereich ist eine alte Zahnbürste mit Isopropanol oder besser WL Spray eine gute und bezahlbare Lösung.

Persönlich nutze ich gerne WL da es schneller und fast ohne Rückstände zu hinterlassen verdunstet. WL löst auch sehr gut alle möglichen Rückstände wie z.B. Flussmittelreste etc. ...