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Hardware => Hardware (Classic 16-/32-Bit) => Thema gestartet von: czietz am Sa 29.01.2022, 18:34:49
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Dieser Post ist gewissermaßen eine Fortsetzung dieses Threads von vor fünf Jahren (https://forum.atari-home.de/index.php/topic,13372.msg213857.html#msg213857). Wieder geht es um digitale „Archäologie“, erneut geht es um die niemals erschienene Konsole Atari Panther (https://en.wikipedia.org/wiki/Atari_Panther).
Kürzlich sind in einem – zumindest mir – unbekannten US-amerikanischen Online-Shop (https://thebrewingacademy.com/collections/atari-jaguar/products/atari-panther-otis-sound-board) mehrere Exemplare des Sound-Daughterboards des Panther-Entwicklungssystems aufgetaucht. Es ist das gleiche Daughterboard wie das, das auf den bekannten Fotos des Panther-Prototypen (https://web.archive.org/web/20200105002734/http://homecomputer.de/pages/panther.html) zu sehen ist. Als Sound-Chip kommt der OTIS von Ensoniq zum Einsatz, der damals auch in Arcade-Systemen zu finden war.
Ich wurde über einen kleinen Umweg von einem Käufer des Daughterboards gefragt, ob ich Informationen dazu ausgraben könne. Also habe ich mich auf die Suche gemacht. Ich konnte vier Schaltpläne auftreiben, die unterschiedliche Entwicklungsstadien des Panthers zeigen und in verschiedenen Dateiformaten daherkommen. Darunter ist auch der Schaltplan aus dem oben verlinkten Thread, der wohl die (nie erschienene) Serienfassung darstellt.
Dieser Schaltplan und ein weiterer Plan sind mit Futurenet DASH gezeichnet, das ich bereits von den Atari-ASICs (https://www.chzsoft.de/asic-web/) kenne. Zwei ältere Pläne sind mit OrCAD für DOS erstellt. Ich erspare Euch die Beschreibung der aufwändigen Schritte, aber letztlich habe ich es geschafft, ein Plot-Programm für OrCAD-Schaltpläne aufzusetzen, welches hilfreicherweise nach PostScript plotten kann. Das verwendete PostScript ist etwas archaisch, doch mit geringfügiger manueller Nachbearbeitung ließen sich die Pläne nach PDF übertragen.
Ich kann Euch daher im Anhang präsentieren (in umgekehrt chronologischer Reihenfolge):
- Den bereits bekannten Schaltplan aus dem vorigen Thread, datiert auf den 23. April 1991. Dank We Love Atari Vol. 2 weiß ich mittlerweile, dass das Panther-Projekt offiziell am 16. Mai 1991 eingestellt wurde. Eventuell ist dies also der letzte Schaltplan, der dafür erstellt wurde.
- Eine vorige Version des Schaltplans, datiert auf den 5. März 1991. Es gibt kleine Unterschiede, insbesondere, was die Verbindungen zur Außenwelt angeht. So hat die finale Version z.B. einen Erweiterungsstecker und einen zweiten Kopfhörerausgang hinzubekommen.
- Einen Plan, der als „Panther Dev[elopment] System Schematics“ bezeichnet ist, vom 15. Januar 1991. Er unterscheidet sich noch sehr von den o.g. Designs.
- Einen Plan, des „Dev[elopment] System - Atari England“ vom 17. November 1990. Darin fällt auf, dass offensichtlich ursprünglich ein Atari-eigener Sound-ASIC vorgesehen war anstelle des OTIS.
Und jetzt kommt’s: Der Plan vom 15. Januar scheint exakt zu den Fotos des Prototypen zu passen! Insbesondere findet sich darin der 50-polige Steckverbinder zum Daughterboard. Den Schaltplan dieses Daughterboards konnte ich leider nicht finden, doch die Pinbelegung des Steckers ist nun bekannt. Der Käufer hofft, mit dieser Infos das Board einst wieder zum Leben erwecken zu können. Und vielleicht interessieren den einen oder anderen hier diese historischen Schaltpläne ebenfalls!
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Vielen, vielen Dank @czietz für Deine archäologische Tätigkeit sowie die Aufbereitung und Einordnung des "Atari Panther Schaltpläne Fundes". Ich finde es klasse, daß Du den ganzen Aufwand, die Schaltpläne in lesbare Form zu bringen, nicht gescheut hast.
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Hallo,
auch von mir vielen Dank.
Sehe ich das richtig, dass es "nur" zwei Custom-IC gibt: Objekt und Linebuffer?
Auf dem Soundboard ist noch ein PAL. Aber diese Boards gibt es ja zu kaufen :-).
Gruß
Gaga
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Das Devel-System (Plan vom Januar 1991) hat noch mehrere PALs/PLDs. Im finalen(?) Design ist in der Tat nur ein ein PLD übrig und die von Dir erwähnten zwei ASICs.
"LINEBUFFER" ist der Video-ASIC (quasi ein Shifter). Designunterlagen dazu hatte ich ja bereits gefunden: https://www.chzsoft.de/asic-web/.
"OBJECT" ist die "GPU", wenn man so will. Die Architektur des Panther ist interessant. Vermutlich aus Kostengründen (= weniger RAM nötig) gibt es keinen Framebuffer, in dem das komplette Bild abgelegt wäre. Sondern der "OBJECT"-ASIC muss jede einzelne Zeile für jeden einzelnen Frame immer wieder neu berechnen, wenn sie gerade zur Ausgabe fällig ist. Daher muss der Shifter auch nur eine Zeile puffern ("line buffer"). Der "OBJECT"-ASIC arbeitet eine Befehlsliste im Speicher ab, die ihm z.B. sagt: Zeige dieses Sprite in den Zeilen xx - yy. Dann holt er für diese Zeilen die jeweiligen Sprite-Daten aus dem Speicher, typischerweise dem Cartridge.
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Das Betriebssystem würde sicherlich in den beiden 27256 stecken.
Ist der Aufbau denn grundlegend anders als im Jaguar?
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Ist der Aufbau denn grundlegend anders als im Jaguar?
Ich bin kein Experte für Jaguare; das kann vielleicht jemand anders fundierter beantworten. Soweit ich weiß, hat der Jaguar zwar auch einen Object-Processor mit zeilenweise Bildberechnung, aber was den Jaguar auszeichnete (und für Durchschnittsentwickler offenbar zu komplex machte) sind ja die 3 CPUs: neben dem 68000 noch zwei weitere CPUs mit Fokus auf Grafik und Sound. Das hat der Panther nicht. Dort gibt es nur den 68000.
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Bisher ging ich davon aus, dass der Panther der Nachfolger des Jaguar sein sollte. Laut Wikipedia scheint es indes anders herum zu sein.