Wollte mal berichten, wie der Umbau eines ATARI Diskettenlaufwerks (SF314) für den ATARI ST zum ATARI SF551 für die ATARI 8-BIT-Computer mutierte...
Ich habe ja schon vor längerer Zeit von einem sehr aktiven ATARIaner zwei Platinen für diesen Umbau erhalten, mich aber irgendwie nie dazu aufraffen können, das auch wirklich durchzuziehen, sei es, daß man da gefühlte 20000 Lötpunkte machen muß (Naja, es waren zwar viel, aber ich denke mal gerade 3-Stellig) und was viel viel wichtiger war und ist, das ich definitiv KEINE ZEIT dafür über hatte und auch nicht habe, da ja viele andere Projekte augenscheinlich wichtiger sind (Brötchenverdienen, Familienbespaßung, Autofahren, Billardspielen, Katzenstreicheln, Toilettenrollen...
)... Aber dann kam der "Zustand" das wir ja alle Zuhause bleiben müssen/sollen/sollten...
Naja, eine Platine hatte ich irgendwann zwischendurch schon gelötet gehabt, aber nie weiter verfolgt, Gründe siehe man bitte oben.
Sooo. nachdem der AleX sämtliche seiner alten Rechner und Peripherie repariert, gewartet, zerlegt und wieder zusammengebaut hat, fiel ihm dieser unscheinbare Karton auf... Mit der Aufschrift
"FINGER WEG - DAUERT LANGE!!!"
Tjo, was soll ich sagen. Ich wußte echt nicht mehr was drinn war... Also ein Cutter-Messer gegriffen und siehe da...
Die beiden Platinen (Eine komplett gelötet aber noch keine Chips eingesetzt, die andere noch nackig), eine Tüte mit Bauteilen dabei (Natürlich NIX beschriftet, super, wenn man 5-6 verschiedene Widerstände hat, die Augen mittlerweile zwar noch sehen, aber nicht so gut wie mit 18 Jahren)... Ein Wohlwollen durchflutete den Raum, was auch dem Umstand geschuldet war, das meine Frau mir mitteilte "Schatz, wenn Du nichts wichtiges heute zutun hast, die Aquarien müßten gereinigt werden und Staub liegt in der Luft und der Staubsauger schläft ungern..."
Wer Wasserschildkröten hat, weiß, alles ist schöner, als diese Monster-Ausscheidungswesen zu reinigen... Der Geruch erinnert einen sehr stark an übergelaufene Toiletten einer Bundeswehrkaserne am Wochenende, die man als Gefreiter... ach lassen wir das, die Erinnerungen braucht keiner
...
Ich teilte meiner Frau nur mit "Schatz, hier ist Hardware, die muss endlich fertig werden! Ist sehr wichtig, DRINGEND!!!"
"Jau, mach fertig, und danach kommen die Schildies drann..."
"Jaaa, aber das wird dauern, das muss sehr sehr penibel bearbeitet werden - Ich darf mir keine Fehler erlauben, Du weißt..."
"Mach fertig..."
So ging es los.
Lötstation aufstellen, Werkzeuge hinlegen, und Lötlupe einsch... STOP... Wäre schön, wenn ich mir erst einmal den Bestückungsplan vornehme, den meist stehen auf Widerständen Ohmsche Werte und nicht "R1" oder "R16" drauf und Kondensatoren können mit "C7" nix anfangen... Und die CHIPs wollen auch benannt sein...
Schön... Pläne werden studiert... Das kann dauern... (Die Schildkröten taten ein Übriges, das ich den Plan sehr penibel studieren mußte)
Dann ging es als erstes an die bestückte Platine, kurz alle CHIPs eingesetzt, mehr nicht.
Jetzt die noch nakte Platine gegriffen, Utensilien angeschaltet und weiter im Text.
Nach ca. 4 Stunden! (Ja, solange dauerte es real, denn nicht nur daß ich erstmal gucken mußte, welcher Widerstand wohin kam, sondern das Teil dauert wirklich, und die Lötstation war neu, also einfach "brutzeln" war nicht) war die zweite Platine komplett bestückt.
Was sofort auffiel beim löten, ist, daß die Entwickler (Hier sei nur der allseits bekannte tfhh und DropCheck genannt, man möge mir andere Mitmacher entschuldigen, keine Absicht) sich vor dem herstellen der Platine echt Gedanken über Signalwege und was am wichtigsten ist, Bestückbarkeit gemacht haben, es mußte nix via Gaskolben (Also keine SMD-Bauteile) verlötet werden, einzig die Beschriftung ist an einer Stelle irreführend, aber sonst ist die Platine echt sehr sauber gelungen.
Nun schnell das Diskettenlaufwerk von der SF314 angeschlossen... Nein doch nicht, wieder abgeklemmt, ich nehme lieber einen Umbau, sprich ein handelsübliches Laufwerk, das schon auf 720KB eingestellt ist, will mir ja kein rares Chinon oder auch Epson durch eine falsche Controller-Platine verbrutzeln...
Die 1050 angeschlossen, dahinter die SF551 und... STOP! Da fehlt noch was... Genau...
Das passende Datenkabel... Mist...
Das Mädel und die Jungs von der "Platinenherstelle" haben die typischen 13-pol-Buchsen (ST-Monitoranschluß) genommen, weil 13polig, wie der SIO-Anschluß des ATARI 8-BIT-Computer-Systems... nur gibt es das nicht als fertige Kabel, warum auch... Nach einer Stunde war das Kabelproblem keines mehr (Direkt 2 Stück hergestellt, hatte ja ein komplettes SIO-Kabel in durchschneiten müssen, und dadurch noch einen SIO-Anschluß-Stumpen über).
Nun also die 1050 angeschlossen (Achso, die 1050 ist DAS Diskettenlaufwerk für den ATARI 8-BIT, es gibt zwar noch die 810 und die XF551, aber die 1050 ist schon... sagen wir mal... das Beste "wo gibt"), dahinter den Diskcontroller der SF551 samt Diskettenlaufwerk, kurz die IDs kontrolliert (Damit werden bekannterweise ja die einzenen Gerätschaften am 8-BITter unterschieden, bei den Diskettenlaufwerken macht man das selber) und dann ein DOS in die 1050 geladen.
Schön. das neue Laufwerk wird nicht erkannt. MIST. Und die Status-LED am Laufwerk selber leuchtet permanent... Sollte es... es darf doch nicht... Och nöööö.
Habe da ein Kabel erwischt, ohne mir den Kabelstrang genau anzugucken (gedrehtes Kabel - Kein Problem). Also kurz den Anschluß geöffnet, Kabel gedreht und wieder verschlossen...
Wird immer noch nicht erkannt... Nun kommt genau dieser eine Beschriftungsfehler auf dem Board... Dort steht "8040" und "8050" neben einem Jumper-Feld... Das ist definitv falsch herum... Ich merke mir nun einfach, daß der Bedrucker das "!" vergessen hat
Sooo. DOS gebootet... Und... Jaaaa...
Da isset... Also eine Leerdiskette rein, und direkt mal formatiert... Klappt sofort...
Also Single Density, auf einer Seite kann sie schon einmal... Wow... Konnte meine 810 schon vor fast 40 Jahren... Also nix weltbewegendes...
Dann mal direkt Double... Klappt auch sofort... Ein DOS drauf schreiben lassen... Geklappt..
Nun kommt der Ernsttest... Die 1050 abgenabelt, die neue direkt an den ATARI 600XL angeschlossen (OK, ist mein Master-System, ein "wenig" aufgemotzt))
Et lüppt. Das DOS wird geladen... Zwar in Standard-Speed, aber es wird geladen...
Ernsttest.
Alles abgeschaltet und abgenabelt. Nun wird das Diskettenlaufwerk von ATARI genommen, angeschlossen, und direkt mit der neu erstellten BOOT-Diskette gebootet...
Wenn... Naja... das übliche Problem. Die Beschriftung auf dem Disklaufwerkcontroller ist falsch... Kabel gedreht und siehe da... Das DOS lädt.
Nachdem ich nun alles wieder abgebaut habe (Brauche Platz zum basteln) ganz euphorisch alles... Ach Du K@...€... Et paßt nicht...
Das neue Board ist zu lang... zwar nur 3-4mm aber zu lang...
Hmmm. Dann hilft nur eines... Ab alles in die Tonne, ärgern und das Aquarium machen... Hmmm. Neeeee. Die stinken die Kröten...
Nunja, habe ja noch zwei Ersatzdiskettenlaufwerke, wenn nichts geht, ginge immer noch der Rückbau...
Also schnell das Diskettenlaufwerk aufgeschraubt, Rahmen an die Seite gelegt. Gemessen... nochmal gemessen... Hilft nix. "Entlötpumpe - WO BIST DU?
"
Ich entlöte den Pfostenstecker für das Datenkabel ebenso wie ich den Pfostenstecker für die Stromverbindung entlöte...
Dauerte nur eben mal mehr als eine Stunde... War echt hartnäckig... Und entlöten sollte nicht in "TERMINATOR-MODE : ON" enden...
Nun das Floppy-Datenkabel beschnitten, gestripped und die Enden bezinnt und angelötet (Dauerte wieder eine Stunde, hatte mich verzählt... Schiebe ich auf das Alter und den Geruch der Schildkröten, deren Mief sich mittlerweile direkt den Weg in meine Nase suchte)...
Kurz getestet, ob ich gut gelötet habe... Läuft... Diskette bootet - DOS ist da.
Nun wieder getestet... Paßt... sehr genau... ich habe (Meßschieber sei Dank) ca. 0,2mm noch Platz!!!
Nun die Aussparung für den ID-Schalter (Ein DIP-Schalter) ausgespart, dann das Gehäuse nochmal gewaschen (Will da ja keine Plastikspäne irgenwo hinterher in der Mechanik haben) und während das Gehäuse auf der Trockungsanlage (Heizung im Wohnzimmer) sanft getrocknet wird
kann ich mich um das neue Label kümmern, denn es handelt sich nun ja nicht mehr um eine ATARI SF314, sondern um eine ATARI SF551 (Name wurde von den Herstellern der Platine so getauft), also muss da auch ein passendes Schild her.
Mittlerweile ist das Gehäuse getrocknet. Der Zusammebau dauerte knappe 5 Minuten. Label drauf und fertig...
Meine Frau kommt nach Hause (Kein Home-Office!) und rümpft ihre Nase... "Naaa, fertig mit Deinem Ach-so-wichtigem "ICH WILL NICHT PUTZEN"-Teil? "...
Da ich derzeit keinen Platz habe, um das alles mal aufzubauen poste ich hier die beiden Bilder vom "Nachwuchs"...
Vielleicht fühlt der Eine oder Andere sich dazu berufen, auch so eine, und das meine ich absolut Ernst, wichtige Erfahrung zu machen...