Jetzt könnte man ja die bestehenden Probleme durch Aufrüstung lösen: Größerer HD-Speicher durch SatanDisk, höhere Auflösung und Geschwindigkeit durch neuere Hardware... aber macht das Sinn?
Der Sinn ergibt sich aus dem Weg zum Ziel.
Wobei sich die Frage eigentlich erübrigt: Es ist halt ein Hobby, für die Aufgaben, die man mit einem Atari erledigen kann, reicht auch ein olles Netbook aus der Bucht für 30€.
Klar, wenn du einfach nur Texte produzieren willst: Thin Client wie Fujitsu S900 auf eBay für 10-20€ holen, lüfterlos, Dual-Core, 2-4 GB RAM, klein. Da ein Debian oder FreeBSD oder Haiku drauf, LaTeX oder Textmaker, plus ungoogled-Chromium, los geht’s, reicht fürs meiste. Nur, da fehlt halt der Modelleisenbahnbastelfaktor.
Nutzt heute noch jemand seinen Atari in irgend einer Form so, wie man einen normalen PC nutzt? Mail, Surfen, Messaging? In Sachen Kommunikation sieht es mit den Ataris ja eher schlecht aus, jedenfalls, wenn man TOS nutzt. Und für Magic oder Mint braucht man schon schnellere Maschinen, wobei sich dann wieder die Frage nach der Hardware stellt, und man dan ja gleich das oben angegebene Netbook
Für MagiC brauchst du keine schnellere Hardware, im Gegenteil, MagiC läuft auf den kleinen Ataris schneller als das Original-TOS.
Aber mit einem 68000, oder einem kleinen 68030/16 macht heutiges TLS keinen Spass. Und ohne TLS willst du keine Internet-Kommunikation mehr.
Also mußt du TLS auslagern auf einen Zweitprozessor, etwa in Form eines IMP^WProxys, der TLS nach draußen und Plaintext nach innen spricht. Etwa für IRC: kleinen
ngIRCd aufsetzen (ein RasPi genügt mehr als dafür), der IRC-über-SSL nach draußen macht, und von innen mit Plaintext-IRC mit dem Atari drauf verbinden.
Auch für Mail klappt der Ansatz noch ganz gut: kleinen Mailserver mit Dovecot aufsetzen, mit fetchmail über TLS die Mails abholen (oder gar einen eigenen MTA als MX betreiben). So kann man mit modernen PCs via IMAPS seine Mails lesen, und am Atari per POP3 (Tipp: in
/etc/dovecot/conf.d/20-pop3 die Konfig-Option
pop3_deleted_flag = "$POP3Deleted" setzen, dann kann man per POP3 keine Mails mehr löschen, sondern nur für POP3 ausblenden, so ist ein gefahrloser Mischbetrieb von IMAP und POP3 möglich). Nutze ich so nach innen für Archimedes, Atari, Mac 68k …
Fürs Web sieht es düsterer aus: außer ein paar Retroseiten will man mit einem 68030/16 oder gar 68000 nicht mehr surfen, das ist vorbei.
Letztlich bleibt aber deine Frage damit bestehen: warum dann dafür den Atari nehmen, und nicht was tolleres moderneres? Du müßtest ein USP am Atari haben, damit er irgendeine Berechtigung hat in diesem Vergleich. Das *eine* Feature von Signum / That’s Write / MultiTeX / Papyrus / Texel / Artworx / Adimens / CAT / CoNnect / STarCall, das du sonst nirgends bekommst.
Außer „finde ich besser zu bedienen“ habe ich das nicht mehr effektiv gegeben. Macht (mir) aber nichts, der Weg ist das Ziel und ich hab Spaß am Gerät. Schon weil ich 30 Jahre alte Software installieren kann. Probier das mal in 30 Jahren mit einem Office/Shareware-Programm von heute … wird dir dank Online-Aktivierung nicht gelingen.
Ich find’s noch spannend zu sehen, wie eine neue Generation von Programmierern heute auf modernen Plattformen viele Dinge nicht mehr beachtet, die damals selbstverständlich waren. Oder wieviel neu erfunden wird, weil keiner das alte Zeugs kennt. Und andererseits einfache tolle Lösungen heute, die man mit den Mitteln eines Atari auch hätte haben können, aber halt keiner gemacht hatte.