Servus liebe Mitglieder!
Ich bin bei meinen Recherchen auf dieses Forum gestoßen und will mein Glück versuchen. Wen es interessiert, eine kurze Vorgeschichte, wen nicht, runterscrollen zur
fetten Überschrift.
Unser Uni-Institut ist gesiedelt und unser EDV-Verantwortlicher hätte einen Atari Mega ST2, ein MegaFile 30 sowie einen SM124 der Entrümpelung übergeben. Ich selbst kannte Atari nur von meinem Bruder, der einen ST, bzw dann einen STE hatte (wenn ich mich richtig gut 25 Jahre zurück erinnere) und hatte bis vor 5 Tagen absolut keine Ahnung davon (jetzt 2%). Auf jedenfall konnte ich eine Verschrottung nicht gutheißen und hab das Konvolut mitgenommen – vor allem, weil der EDVler meinte, es hätte damals eigentlich noch funktioniert. Und dann hat der Krimi begonnen.
Beim ersten Versuch alles in Betrieb zu nehmen durfte ich folgendes feststellen:
- Der Atari tut zumindest nach Einschalten irgendwas, nur weiß ich nicht was, weil
- der SM124 zeigt kein Bild
- das Keyboard-Kabel fehlt
Ich wehre mich gegen die Wegwerfgesellschaft, weiß mittlerweile, dass alte Kondensatoren Probleme bereiten, hab einen Vater, der Elektrotechniker ist und in seiner Werkstatt Unmengen an Material hat, ich hab eine eigene Löt-Station und einen gepflegten wissenschaftlichen Forschertrieb.
Der SM124 wurde kurzerhand zerlegt und offenbarte 7 (!!!) ausgeronnene Kondensatoren sowie einen durch Elektrolyt beleidigten Widerstand. Dessen Bänderung konnte man aber leider nicht mehr erkennen. Nach kurzer Recherche fand ich das Handbuch, wo man damals freundlicherweise noch die Bauteile-Liste beilegte. Nach zwei Anrufen (bei Hans, nicht bei "Conrad"
) konnte ich die neuen, höherwertigeren Bauteile in den SM124 einlöten und voila, der Mega ST2 zeigte einen Desktop, der nicht mal die Röhre ausfüllte (da auf jedem Bild eines funktionierenden SM124 ein schwarzer Rahmen bleibt, gehe ich davon aus, dass das normal ist.)
Jetzt das Problem mit der Tastatur. Ein Blick genügte und ich wusste, dass ich zwar den Stecker kenne, aber ihn nur mit 4 PINs belegt kenne. Der EDVler hatte auch keine Ahnung über den Verbleib, also wieder Recherche. Die Seite
https://allpinouts.org/pinouts/connectors/input_device/keyboard-atari-mega-ste-tt/ machte dann aber klar, dass ein Telefonkabel reichen dürfte (wobei mein Vater meinte, dass es normalerweise einen Grund hat, warum Techniker 5V und GRD doppelt auslegen), sowas fand ich in meiner Kabelkiste und voila, ich konnte Maus und tatsatur bedienen. Alle Tasten funktionieren, manche brauchen einen zweiten Druck, bis was erscheint.
Jetzt wurde die mitgenommene Diskettenbox inspiziert, mir sagte kein einziger Titel etwas und so wurden mal einige Disketten eingesteckt und rumgeklickt - das Diskettenlaufwerk dürfte anstandslos funktionieren und interessanterweise auch 90% der alten Disketten. Im nächsten Schritt wurde das MegaFile 30 angesteckt
Tja, und jetzt zum
MegaFIle 30:
Das Rumklicken auf diverse Programme offenbarte, dass die HDD offenbar Treiber (AHDI 2.3, 4.2 und 6.03 auf den Disketten gefunden, HDDriver macht irgendwie gar nix) benötigte, aber entweder die Unit O als nicht existent erklärt wurde, oder seltener "Identification unavailable" erschien.
Die meisten Threads zum Thema, die man hier findet, versterben ungelöst. In manchen Threads findet man aber zumindest Tipps, die ich ausprobiert habe.
- Mega ST ordnungsgemäß am IN-Eingang angesteckt.
- DMA-Kabel PIN für PIN durchgemessen - kein Kabebruch. Trotzdem verschiedene Ansteckvarianten versucht
- MegaFile 30 zerlegt und alle Kabel ab/angesteckt und auf defekte Bauteile inspiziert - nichts
- Dann hab ich noch die gesockelten Bauteile rausgehebelt. In Mangel an Werkzeug zum Raushebeln und nach viel Kopfkratzen hab ich es dann mit einem 15°-gewinkelten, hochkant aufgestelltem Gabelschlüssel gemacht, mit dem diese Bauteile wunderbar rauskommen. Man muss natürlich auf der Platine aufpassen a.) den Gabelschlüssel auf keinem anderen Bauteil aufzusetzen, weil beim Hebel natürlich Druck entsteht und b.) am besten was zwischenlegen (ich hab über einen Zahnstocher bzw. ein Stück Plastik einer zerschnittenen Scheckkarte gehebelt)
- Immer wieder stößt man über Probleme des Netzteils. Also auch hier mein "Privatgeschäft" angerufen und alle 8 Kondensatoren getauscht. Am Festplattenstecker konnte ich danach 4,99V und 11,92V messen (bricht beim Hochfahren für wenige ms auf 11,74 ein) - das sollte offenbar passen.
Dieser Eingriff dürfte ein Teilproblem behoben haben, weil jetzt beim Treiberladen eigentlich nur mehr "Identifikation unavailable" kommt.
Sonstiges:
- Ich habe keinen anderen Atari, um dort was zu testen
- Wenn ich die (das?) MegaFile 30 einschalte, passiert folgendes:
* Sie dreht hoch, LED leuchtet grün
* rattert kurz, dann kurze Pause
* rattert dann deutlich länger
* dann piepst sie (klinkt fast ein bisschen, wie ein altes Modem)
* dann flackert kurz die gelbe LED
* dann leuchtet nur mehr die grüne LED
- Will man einen Treiber laden, braucht er deutlich länger bei "Unit 0" und die gelbe LED flackert währenddessen
- es handelt sich um eine ST-238R.
- auch das hab ich hier wo gelesen: Die Festplatte wurde beim Transport nicht geparkt, sie klingt aber nicht ungewöhnlich (ich kenne allerdings nur die Fehlgeräusche von PC-Festplatten und nicht von diesen MFM/RLL-Platten)
Mein Herz hängt jetzt nicht an dem Ding, aber nach so vielen Hürden gehts jetzt irgendwie ums Prinzip.
Lieben Gruß aus dem verhangenem Wien,
Oliver
PS: Ev. nötige Bilder kann ich nachreichen - wollte den Serverplatz nicht unnötig belasten